Freitag, 29. Juli 2016

Meine Geschichte bevor ich meinen Menschenpartner traf... (Teil 2)

*gäähn* Ohrüde (Menschensprache: Ohmann), das "Geworfen-werden" ist ganz schön anstrengend. (Das könnt ihr hier nachlesen.) Und dann noch die vielen Eindrücke am ersten Tag...selbst mit meinen noch geschlossenen Augen. Wobei "Tag" trifft es nicht so ganz genau...eben auch weil meine Augen noch geschlossen waren. Heute weiß ich, dass es nicht wirklich Tage waren...heute würde ich eher von "Wachphasen" reden...aber damals, als kleiner Welpe in diesem Keller, da waren das eben "Tage" für mich...ich wusste es nicht besser, war ja noch sehr jung...

Jedenfalls wachte ich an diesem "Tag" nicht weniger neugierig auf dieses Ding, was man "Welt" nennt...und auch wieder sehr hungrig. Aber noch war es auszuhalten...außerdem hatte ich so ein seltsam drückendes Gefühl in der Bauchgegend...so, als wolle dahinten was raus... Also aufstehen *reckstreck* Passt ja, muss ich ja eh um die "Welt" (noch immer wusste ich nicht genau, was das war...aber ich spürte, es war wichtig) zu erkunden. Und so tapste und krabbelte ich los - immer meiner Nase nach *schnüffel*

Ein paar meiner Geschwister waren vor mir wach geworden. Ich hörte ihr Fiepen...dann erreichte ich eine Stelle die stark roch. Und voller Informationen war. Das Gefühl, so als ob da was raus will, wurde stärker...was geschieht da? Mein Hinterteil zuckte - ich drückte. Und setzte meinen allerersten Haufen in die Welt. *schwanzwedel* Huiiii, war das ein tolles Gefühl. Irgendwie befreit...und auch bereit, endlich die Welt zu erkunden. Zwar hatte ich auch wieder Hunger, aber noch nicht so dolle - die Neugierde war einfach größer. Und so tapste ich nach meinem ersten Geschäft im Leben weiter.

Ist die Welt schnüffelspannend!

Ich roch und hörte meine Geschwister, folgte ihren Gerüchen und Tönen...was mochte mich nur erwarten? Wie groß wohl diese Welt wohl sein mag? Welche Gerüche warteten auf mich? Was war dieses Ding namens Welt überhaupt? Und dann...*RUMMMS!* Was war das? *schüttel* Es gingt nicht weiter...

Vorsichtig schnüffelte ich. *sniffsniff* Der Geruch war mir nicht unbekannt, hatte ihn schon an meinem 1. Tag wahrgenommen. Nun aber war er wesentlich näher, intensiver... Kam mir nicht bedrohlich vor, wie alles speicherte ich ihn sogleich in meine Geruchsdatenbank ab (erst später sollte ich lernen, dass ihr Menschen das "Holz" nennt)...ich kroch ein wenig dieses Ding entlang...drumherum ging auch nicht...*fiep* Aber warum blockte es mich von der Welt ab? Oder war das etwa schon die Grenze der Welt? War sie hier auch schon zuende? *amohrkratzgähn*

Also wenn das die Welt sein sollte, dann ist das aber 'ne ziemlich kleine Angelegenheit. Da hörte ich ein neues Geräusch - ein neuer Duft drang in meine Nase. Meine Geschwister fiepten aufgeregter. Ich tapste daher in ihre Richtung, schließlich war ich ja neugierig, was da kommt... Doch dann roch ich die Nervosität meiner Mutter, irgendwas schien sie zu beunruhigen. War der neue Geruch oder das von dem er kommt etwa gefährlich? Sicherheithalber blieb ich daher auf halber Strecke zu meinen Geschwistern, die gegen die Grenze der Welt mit ihren Pfoten drückten und dabei aufgeregt fiepten.

Ich schaute zwischen meiner Mutter und meinen Geschwistern hin und her. Wobei "schauen" das falsche Wort ist, denn meine Augen waren ja noch geschlossen. Ich meine auch schauen eher im hündischen Sinne - mit der Nase. Mutter war angespannt, ich roch ihre Nervosität, ihre Unsicherheit... Was war denn los?

Soooo viele neue Gerüche, so viele neuen Eindrücke gibt es in der Welt...da wird hund (Menschensprache: man) ja müde...

Hin und her gerissen zwischen meiner Neugierde und meiner Mutter schaute ich hin und her. "Du bist schlau mein Sohn", sagte Mutter zu mir (also sie sprach nicht wie ihr felllosen Primaten, aber sie ließ es mich "fühlen"). Ich wollte wissen wie sie das meinte, und so signalisierte sie mir: "Du bist neugierig genug, um viel zu lernen - das bereitet dich auf das Leben vor. Und du kannst dich auch beherrschen, folgst nicht jedem Impuls - das hilft dir zu überleben."

Ich hatte noch mindetsen 10 Fragen im Kopf. Aber da hörte ich ein seltsames Geräusch (später erfuhr ich, dass es von einer "Tür" stammte - aber die lag ja noch außerhalb meiner bis dahin existierenden Welt). Der Duft von vorhin war nun intensiver. Irgendwie süßlich-scharf (das kam von alten Schweiß), gemischt mit einer starken Note von etwas (noch) Unbekanntem (es war Alkohol)...

Aufgeregt fiepten meine Geschwister, zumindest diejenigen, die sich an der hölzernen Grenze unserer Welt drängten; einige hatten auch bei Mutter Schutz gesucht - ich saß dazwischen. Da hörte ich zum ersten Mal im Leben eine menschliche (damals wusste ich noch nicht, dass es ein "Mensch" war) Stimme...ich verstand die Worte nicht, der Ton war aber nicht unangenehm... Da hörte ich den ein oder anderen meiner Geschwister lauter fiepen...was war los? Was geschah da? Ich konnte ja nichts sehen...umso mehr versuchte ich was zu erschnüffeln (später berichteten einige Geschwister, wie sie plötzlich flogen - sie meinten damit aber "hochgehoben wurden") und gewendet wurden...

Dann hörte ich seine sich entfernenden Schritte - ein ganz anderes Geräusch und ein anderer Rhythmus als wir mit unseren Pfoten. "Das hast du gut gemacht, Mädchen. Für deine Kinder werden wir viel Geld bekommen", hörte ich (wenngleich ich den Sinn der Worte damals noch nicht verstand). Und dann hörte ich wieder dieses Geräusch von eben - die Tür.

Ich krabbelte zu meiner Mutter. "Was war das?", wollte ich wissen. "DAS, mein Sohn, sind Menschen", antwortete sie mir und beruhigte mich durch Ablecken. Menschen? Was war das denn? Sind das unsere Partner in dieser Welt? "Mein Kleiner, leider ist die Welt nicht immer so, wie sie eigentlich sein sollte - und für vieles sind die Menschen verantwortlich..."

Aber die Welt war doch recht klein...also konnten die Menschen ja nicht für allzu viel verantwortlich sein... Aber da signalisierte mir meine Mutter: "Das hier ist nicht die ganze Welt. Das ist die Wurfbox. Danach kommt ein Raum - das ist unsere Welt. Und da draußen, außerhalb der Tür, da ist die Welt der Menschen."

Komm, zeig mir die "Welt", Partner! Da wartet so viel mehr auf uns...

DAS war also nicht die ganze Welt? Da gab es noch mehr? Noch mehr Gerüche? Geräusche? *amohrkratz* Hab ich es doch gewusst - oder besser gesagt: gespürt (was bei uns Hunden oft das selbe ist). Das konnte doch nicht alles sein! Wie mochte die Welt der Menschen da draußen wohl aussehen? Rochen alle Menschen so seltsam? Waren alle so "gefühllos" (denn genau das habe ich bei dem Menschen eben gerochen)? Immer mehr Fragen schossen mir durch den Kopf...und so wurde ich immer müder. *gäääähn* Aber eines wusste ich ganz genau: Ich musste hier raus! Raus aus diesem stinkenden Loch, wo alle meine Geschwister schon hingepisst und gekackt haben. Raus, um endlich meinen fehlenden Teil zu finden! Denn ich spürte, dass da draußen etwas - nein, JEMAND - zu mir gehörte und ich zu ihm. Raus, Freiheit, Liebe und die Welt - das waren meine letzten Gedanken, bevor ich von der Spannung erschöpft einschlief....


Die anderen Teile meiner Geschichte findet ihr hier:



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