Dienstag, 5. März 2019

Karneval mit Hund - Von nackten Hintern und Garagen-Pinklern

Karneval am Rhein - das ist Ausnahmezustand. Und zwar für Mensch UND Hund! In etwa ist es vergleichbar, als wenn alle Leute plötzlich zu Mitgliedern des Suicide Squad mutieren und Alkohol als einziges Nahrungsmittel zugelassen wäre. Zu allem Überfluss wohnen wir auch noch in der Düsseldorfer Altstadt. Das Herz der Stadt verwandelt sich zu Karneval dann in ein Tollhaus: Verrückt kostümierte, laut johlende und gröhlende Menschen, die dank des Alkohols die Evolution rückwärts abwandern - jedenfalls ist der aufrechte Gang bei vielen ein logistisches Problem und beansprucht offenbar sämtliche Synapsen. 😉

Jeder Jeck ist anders... 😃

Gerade für Hunde also nicht so die gechillte Atmosphäre. Umso erstaunter (und stolzer) bin ich auf mein Döggelchen Rico. Denn der interessierte sich für die seltsam gekleideten 2-Beiner nicht. Selbst Besoffene, die stärker schwanken als die Leute beim Untergang der Titanic, sonst immer ein perfektes Feindbild für meinen Doggen-Wookiee bei denen er sich gern bellend auf die Hinterbeine stellt, ignoriert er. Allenfalls ein mitleidiger Blick, manchmal gepaart mit einem Brummern, entlocken sie ihm. Doch bei so mancher "unerwarteten" Gelegenheit ließ der kleine Molosser dann doch seine Coolness bröckeln.

So beispielsweise als wir für eine kurze Gassirunde das Haus verließen. Schon als ich die Haustür nur einen Spalt geöffnet hatte, hörte ich ein kreischendes Mädchen sagen: "Da kommt jemand raus!" Das war mir einerseits eine recht vage Vorwarnung, dass draußen irgendwas geschieht, andererseits musst ich unweigerlich Grinsen, wegen dieser geistigen Leistung des Mädchens: Schließlich kam ich durch eine Tür und nicht durch die Wand (da hätte ich ihre Überraschung ja noch nachvollziehen können) - und Türen sind schließlich dafür da, dass Leute da durch gehen - sie wurden quasi genau zu diesem Zweck erfunden - schon vor Jahrtausenden. Jedenfalls war ich dann dank der schon erwähnten Vorwarnung nicht mal mäßig überrascht, von dem was ich dann sah, als das Döggelchen und ich aus der Tür traten: Da pinkelte ein junger Kerl in unsere Hofeinfahrt gegen das Garagentor. Was mich aber wesentlich mehr überraschte, war, dass Rico darauf nicht in gewohnter Manier reagierte. Statt dessen blickte er mich nur kurz fragend an, um dann den Kerl zu fixieren. Früher hätte er gleich losgebellt und sich auf die Hinterbeine gestellt. Und wegen dieser Überraschung dauerte es für meine Verhältnisse recht lang (so zwischen einer halben und einer Sekunde) bis ich zu dem Kerl im ruhigen Ton sagte: "Komm pack ein und such dir irgendwo 'nen Baum." Worauf er stammelte: "Oh verdammt, da kommt einer." Ich fragte mich bei dem Satz, der identisch dem des Mädchens einige Sekunden vorher war, ob das ein neuer Code unter Jugendlichen war oder ob seine Synapsen die Signale zeitverzögert erhalten. Da kam das nächste Gestammel von ihm - jetzt erst seine zeitverzögerte Reaktion auf meine Ansage: "Ja, sofort, Moment." Okay, die Unlogik zwischen "sofort" und "Moment" lasse ich mal unkommentiert, das verkompliziert das ganze nur - gerade bei so verlangsamt laufenden Synapsen, wie bei dem Kerl. 😄 "Nichts Moment, los pack jetzt ein und verpiss dich." (Angesichts der Situation konnte ich mir die Andeutung mit dem Verpissen nicht kneifen.) Ob er nun daran lag, dass seine Synapsen gerade mit diversen Schaltungen beschäftigt waren und er offenbar vollauf mit seinem Gleichgewichtssinn zu tun hatte oder aber er mich endlich verstanden hatte, kann ich nicht sagen, jedenfalls folgte er meinem nett vorgetragenen Wunsch. Doch dann entdeckte er Rico...

Plötzlich war nichts mehr mit zeitverzögert (wahrscheinlich waren seine Synapsen nun völlig durchgebrannt): Der Kerl starrte das Döggelchen an; sagte: "Oh, isch dasch ein dolle Hund!"; machte einen großen - und schwankenden - Schritt auf uns zu; beim Aufsetzen der Ferse kam dann noch das obligatorische "Kann man den streicheln?" und zwar mit bereits ausgestreckter Hand. Ich hatte keine Lust mich damit aufzuhalten, ihm zu erklären, dass seine Fragestellung schon in die falsche Richtung zielte. Denn ob er das "kann", kann ich ja nicht wissen, man sieht ja grobmotorische Störungen den Leuten ja nicht immer sofort an. Ob er das "darf" und was mein kleiner Doggen-Wookiee Rico davon hält, hat damit aber nicht viel zu tun. Doch ich kam gar nicht dazu, dem Kerl irgendwas zu erwidern, denn es war genau der Augenblick, in dem sich Rico offensichtlich gesagt hat: Okay, Alter, bis jetzt hab ich geschwiegen. Aber hier hab ich auch ein Wörtchen mitzuwuffen!

🐶 Na klar, schließlich sprach der MICH ja an und kam auf mich zu! *brummm*

Schon gut mein kleiner Caniden-Jeck, er hat es ja dann auch schnell begriffen, als du ihn angebellt hast und dich auf deine Hinterbeine aufgerichtet hast - und weil ich mich dir in den Weg stellte, du somit halb auf meinem Armen lagst. 😄

Schon verrückt die 2-Beiner...vor allem zu Karneval...

Doch während die Kerle lieber gegen irgendwas pinkeln, eben Bäume, Wände, Ecken oder eben halt Garagentore, sind die Frauen nicht besser; sie pinkeln halt nur nicht gegen was sondern zwischen was. 😅 So gesehen beim Gassigang (es war gerade mal Mittag), da bemerkte ich schon durch seine Körpersprache, dass er was interessantes gerochen hat. Doch was dann kam, überraschte auch ihn: Zwischen 2 Autos strahlte uns plötzlich ein blanker Hintern von den Ausmaßen von hier bis Alabama an. Offenbar war die nächste Toilette der Frau zu weit weg und mangels anatomischer Voraussetzungen konnte sie ja nicht an die Wand pinkeln - also verdrückte sie sich wie zahlreiche ihrer Geschlechtsgenossinnen zwischen die (zum Glück parkenden!) Autos. Trotz des vorher aufgenommenen Geruches war Rico offensichtlich überrascht und bellte gleich los. Die Parkplatz-Zwischenraum-Pinklerin hatte sich darüber so erschrocken, dass sie umfiel wie ein von der Bowling-Kugel getroffener Kegel... Irgendwie wirkte sie, so wie sie da mit ihrem blanken Arsch auf dem Rücken lag, die Arme unkoordiniert an den Boden gedrückt nach Halt suchend, die Beine von sich gestreckt, der Rock hing auf halb 6, wie eine panzerlose Schildkröte. 😂 Aber eine von der lauten Sorte: Sie brachte das gesangliche Kunststück fertig, gleichzeitig zu Lallen und hysterisch zu Kreischen... Ersteres nervte mein Gehirn, Zweiteres mein Gehör. 😎 (Falls irgendjemand nun meint, als Gentleman hätte ich ihr helfen sollen: Nun, dazu kann ich sagen, dass ich 1) weit und breit auch keine Lady sah - auch nicht auf dem Boden und 2) dass es angesichts der offensichtlichen Antipathie zwischen ihr und meinem Hund ein Akt der Höflichkeit war, sie liegen zu lassen 😉😎)

Klar, jetzt werden sicher wieder einige Dogmatiker und Perfektionisten aufschreien, dass ich das meinem Hund nicht hätte erlauben dürfen (die Forderung ist in sofern schon Quatsch, da ich ihm ja gar nichts erlaubt habe - als Molosser ist er per se schon recht Eigenständig, und zugegeben, ich habe diese Eigenständigkeit auch gerne gefördert - ich geb zu: ich steh auf eigenständige Hunde). Und ehrlich, dank der zwischen Rico und mir gut funktionierenden Stimmungsübertragung, hätte er einen entsprechenden Befehl oder Zurechtweisung eh nicht ernst genommen. Denn bei den geschilderten Vorfällen konnte ich mir ja selber ein Grinsen nicht verkneifen - entsprechend unglaubwürdig wäre also eine solcher "Erziehungsversuch" für mein Döggelchen gewesen.