Interessenskonflikte in Hunde-Medien
Immer wenn ich in neuen Gegenden oder Ländern bin, hole ich mir gern die dortigen Medien. Das ist so ne blöde Angewohnheit von mir, schon als Kind aus Neugierde, später auch aus beruflicher Affinität. So war es früher mit Kinder-Zeitschriften und Comics, später mit Tageszeitungen und Magazinen meist aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, und eben auch Hunde-Magazine. Und sicher, die Qualität schwankt natürlich - sowohl zwischen den Magazinen, aber auch innerhalb eines Magazins. Und damit wir uns nicht missverstehen, ich meine damit die journalistische Qualität!Genau hinschauen - schon im Interesse unserer Hunde! |
Oft findet man so genannten "Gefälligkeitsjournalismus"
Jetzt weiß natürlich nicht jeder, was das ist. Daher will ich euch mal Beispiele bringen. So stolperte ich mal über ein Interview, wo die 1. Frage lautete: "Erzähl mal von deinem Projekt..." Ich will euch nicht mit Details vom Inhalt langweilen, aber so eine Frage gilt allgemein als "Gefälligkeitsjournalismus" - und erst Recht, wenn sie als Erstes kommt. Damit degradiert sich der Journalist selber zum Stichwortgeber und schadet der Glaubwürdigkeit seines Mediums, doch er "veräppelt" damit nicht nur seine Leser, sondern es ist auch eine Respektlosigkeit gegenüber dem Interviewpartner - denn diese vermeintliche "Nettigkeit" ist das nur oberflächlich betrachtet, in Wahrheit erweist der Journalist seinem Interviewpartner damit einen Bärendienst indem er sich selber Arbeit erspart. Auch im weiteren Verlauf kam keine einzige kritische Frage, was diesen Eindruck noch verstärkte - zumal es genug Ansatzpunkte in den Antworten gab, die zum Nachfragen geradezu aufriefen. Ein weiteres Beispiel war ein Artikel über Kangals, den sich der Autor selber schon im 1. Satz "zerschossen" hat. Denn inhaltlich sagte er darin, dass es in ihrer Region (in diesem Fall meinte er die Schweiz) eh keine Kangals gäbe, nur ein paar Einzelexemplare in einem kleinen Gebiet. Womit er selber die Relevanz des Themas gegen Null gedrückt hat. DAS ist jedenfalls KEINE große journalistische Qualität.Interessant ist auch die Auswahl der Autoren in einigen Hunde-Medien. Nicht selten sieht man die gleichen Köpfe gleichzeitig in mehreren Magazinen - fast könnte man da an ein "Netzwerk" denken. Zumal sich viele von denen gegenseitig als Referenz benennen (oder auch zusammenarbeiten). Doch viel besorgniserregender finde ich, dass bei vielen der Autoren und angeblichen "Experten" ein ökonomisches Interesse hinter ihren Artikeln steht: So empfiehlt die BARF-Beraterin eben BARF - klar, wie jeder Bäcker auch Brot empfiehlt; die Betreiber von Hundetagesstätten beschreiben eben genau die Vorzüge einer solchen Einrichtung - wer kann es ihnen verdenken? Schließlich verdienen sie ihr Geld damit; oder der Hundetrainer irgendeine Methode oder Sport, zu dem er - oh, Wunder 😉 - auch Workshops anbietet etc. Mag ja sein, dass sie damit auf ihrem Gebiet "Experten" sind, damit wären sie aber allenfalls gute Quellen und Zitatgeber - doch für eine unabhängige und kritische Berichterstattung sollte dann der Autor ein anderer, unabhängiger sein, der dann möglichst viele (auch sich widersprechende!) wie auch immer geartete "Experten" zitiert. Ich finde diese Autorenauswahl mit ökonomischen Eigeninteressen auch deswegen kritisch, weil ich es von anderen Medien gewohnt bin, dass solche als redaktioneller Inhalt daherkommende Werbung eigentlich gekennzeichet wird. In der Fachsprache wird sowas Advertorial genannt (ob die Hunde-Medien, die sowas veröffentlichen, Geld dafür erhalten haben, kann ich nicht beurteilen, da mir leider keine Quellen aus der Buchhaltung vorliegen).
Hunde sind nicht "irgendein" Gegenstand(!) der Berichterstattung - es sind schließlich Lebewesen und die ältesten, tierischen Freunde des Menschen! |
Durch Interessenskonflikte leidet die Glaubwürdigkeit
Man muss da jetzt natürlich nicht immer gleich einen Interessenskonflikt unterstellen! Zumal ein charakterstarker(!) Chefredakteur einem Herausgeber, der die ökonomischen Interessen seiner anderen Geschäfte mit einem Medium fördern will, dem gegenhalten würde - genau deswegen engagieren solche Herausgeber eben nicht gern solche starken Chefredakteure, sondern lieber besonders abhängige, weil sie diese eher in ihrem Sinne beeinflussen können.
Umfrage: Leser sehen das auch kritisch
Aber schon aus Fairness gegenüber dem Leser wäre da mehr Transparenz wünschenswert - schon im Sinne des Verbaucherschutzes. Zumal es ja klare Abgrenzungen zwischen Kundenmagazinen und unabhängigen Medien gibt. Und man mag mir den Vorwurf machen, ich hätte konservative, journalistische Werte und Ideale, aber ich finde, diese Grenzen sollten wir auch nicht "verwischen" - schon im Interesse der Leser und auch der medialen Glaubwürdigkeit. So sieht es auch die Mehrheit einer Umfrage unter unseren Lesern.Besonders aufschlussreich fand ich aber auch die vielen Kommentare! Allen dafür einen großen Dank! Doch bei einigen, bemerkte ich schon eine gewisse Resignation, so nach dem Motto: Die Medien lügen und werben doch sowieso, also ist es egal, ob einer mehr oder weniger. Genau in diese Resignation zeigt sich die eben von mir angesprochene Gefahr: die Glaubwürdigkeit der Medien, ihr höchstes Gut, ja ihr Kapital, schwindet. Als jemand, der seit seiner frühesten Jugend eine Faszination für Medien hatte (gelinde gesagt; konkret: hab schon als Kind viele verschiedene Medien "konsumiert" und später in der Schulzeit auch an Schülerzeitungen mitgearbeitet, was mich schließlich dann schon während meines Studiums zu meinem Job als Journalist geführt hat), sehe ich das natürlich subjektiv, aber ich finde das sehr Schade - gerade weil es ja auch nicht um irgendein "gegenständliches" Thema geht, sondern um Lebewesen, ja sogar dem ältesten Freund des Menschen aus dem Tierreich: unsere Hunde.
Auch mal die kleinkörnigen Details beschnüffeln, offenbart so manche interessanten Hintergründe... |
Leser sollten kritisch Hinterfragen
Ein Tipp für alle Leser: Sehr hilfreich ist nicht nur ein Blick ins Impressum und ein wenig Recherche. Schon die sogenannte Laswell-Formel als Schablone hilft beim Einordnen von Medien und deren Botschaft: Wer sagt was, in welchem Kanal, zu wem, mit welchem (Zusatz der Red.: intendierten/beabsichtigen) Effekt? Und dabei immer die Frage im Hinterkopf behalten: Welchen Nutzen zieht derjenige daraus?
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