Sonntag, 22. Dezember 2019

[Watchdog] Medien - Ein Blick ins Impressum offenbart so einiges...

Interessenskonflikte in Hunde-Medien

Immer wenn ich in neuen Gegenden oder Ländern bin, hole ich mir gern die dortigen Medien. Das ist so ne blöde Angewohnheit von mir, schon als Kind aus Neugierde, später auch aus beruflicher Affinität. So war es früher mit Kinder-Zeitschriften und Comics, später mit Tageszeitungen und Magazinen meist aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, und eben auch Hunde-Magazine. Und sicher, die Qualität schwankt natürlich - sowohl zwischen den Magazinen, aber auch innerhalb eines Magazins. Und damit wir uns nicht missverstehen, ich meine damit die journalistische Qualität!


Genau hinschauen - schon im Interesse unserer Hunde!


Oft findet man so genannten "Gefälligkeitsjournalismus"

Jetzt weiß natürlich nicht jeder, was das ist. Daher will ich euch mal Beispiele bringen. So stolperte ich mal über ein Interview, wo die 1. Frage lautete: "Erzähl mal von deinem Projekt..." Ich will euch nicht mit Details vom Inhalt langweilen, aber so eine Frage gilt allgemein als "Gefälligkeitsjournalismus" - und erst Recht, wenn sie als Erstes kommt. Damit degradiert sich der Journalist selber zum Stichwortgeber und schadet der Glaubwürdigkeit seines Mediums, doch er "veräppelt" damit nicht nur seine Leser, sondern es ist auch eine Respektlosigkeit gegenüber dem Interviewpartner - denn diese vermeintliche "Nettigkeit" ist das nur oberflächlich betrachtet, in Wahrheit erweist der Journalist seinem Interviewpartner damit einen Bärendienst indem er sich selber Arbeit erspart. Auch im weiteren Verlauf kam keine einzige kritische Frage, was diesen Eindruck noch verstärkte - zumal es genug Ansatzpunkte in den Antworten gab, die zum Nachfragen geradezu aufriefen. Ein weiteres Beispiel war ein Artikel über Kangals, den sich der Autor selber schon im 1. Satz "zerschossen" hat. Denn inhaltlich sagte er darin, dass es in ihrer Region (in diesem Fall meinte er die Schweiz) eh keine Kangals gäbe, nur ein paar Einzelexemplare in einem kleinen Gebiet. Womit er selber die Relevanz des Themas gegen Null gedrückt hat. DAS ist jedenfalls KEINE große journalistische Qualität.

Interessant ist auch die Auswahl der Autoren in einigen Hunde-Medien. Nicht selten sieht man die gleichen Köpfe gleichzeitig in mehreren Magazinen - fast könnte man da an ein "Netzwerk" denken. Zumal sich viele von denen gegenseitig als Referenz benennen (oder auch zusammenarbeiten). Doch viel besorgniserregender finde ich, dass bei vielen der Autoren und angeblichen "Experten" ein ökonomisches Interesse hinter ihren Artikeln steht: So empfiehlt die BARF-Beraterin eben BARF - klar, wie jeder Bäcker auch Brot empfiehlt; die Betreiber von Hundetagesstätten beschreiben eben genau die Vorzüge einer solchen Einrichtung - wer kann es ihnen verdenken? Schließlich verdienen sie ihr Geld damit; oder der Hundetrainer irgendeine Methode oder Sport, zu dem er - oh, Wunder 😉 - auch Workshops anbietet etc. Mag ja sein, dass sie damit auf ihrem Gebiet "Experten" sind, damit wären sie aber allenfalls gute Quellen und Zitatgeber - doch für eine unabhängige und kritische Berichterstattung sollte dann der Autor ein anderer, unabhängiger sein, der dann möglichst viele (auch sich widersprechende!) wie auch immer geartete "Experten" zitiert. Ich finde diese Autorenauswahl mit ökonomischen Eigeninteressen auch deswegen kritisch, weil ich es von anderen Medien gewohnt bin, dass solche als redaktioneller Inhalt daherkommende Werbung eigentlich gekennzeichet wird. In der Fachsprache wird sowas Advertorial genannt (ob die Hunde-Medien, die sowas veröffentlichen, Geld dafür erhalten haben, kann ich nicht beurteilen, da mir leider keine Quellen aus der Buchhaltung vorliegen).


Hunde sind nicht "irgendein" Gegenstand(!) der Berichterstattung - es sind schließlich Lebewesen und die ältesten, tierischen Freunde des Menschen!


Durch Interessenskonflikte leidet die Glaubwürdigkeit

Aber auch mal davon unabhängig, macht das neue Zeitalter mit der allgegenwärtigen Präsens von Medien und besonders der (a)sozialen Medien durch Handy und Tablets es nötig, dass JEDER Leser quasi sein eigener Redakteur wird. Für diese Medienkompetenz sollten daher ALLE mal wenigstens Basis-Kenntnisse der Recherche und Quellenkritik erlangen. Was die Jüngeren angeht, da sind vor allem die Schulen gefordert, doch uns älteren Semestern bleibt nichts anderes übrig, als es uns selbst anzueignen. Und hier kann ich JEDEM empfehlen, mal einen Blick ins Impressum eines jeden Medium zu werfen! Und zwar ganz egal, um welches es sich handelt. Sowas offenbart so manches Mal eine Überraschung. So fand ich schon einige Blogs, hinter denen eigentlich Werbeagenturen steckten - aber von der Aufmachung her wirkten, als wären sie privat oder nur von einer Person (um so mehr Glaubwürdigkeit von den Lesern zu bekommen). Und auch mal dieser Fall: Der Herausgeber des Schweizer Hundemagazins, Rolf Boffa, ist gleichzeitig der Vorstandsvorsitzende von Qualipet AG (eine Tierhandelskette ähnlich wie Fressnapf oder Megazoo; hier geht es zum Impressum der Frimenseite). Das ist in etwa so, als ob der Vorstand von VW auch der Herausgeber der AutoBILD wäre, oder der Vorstand vom Pharmakonzern Bayer der der Zeitschrift Gesund Leben etc.

Man muss da jetzt natürlich nicht immer gleich einen Interessenskonflikt unterstellen! Zumal ein charakterstarker(!) Chefredakteur einem Herausgeber, der die ökonomischen Interessen seiner anderen Geschäfte mit einem Medium fördern will, dem gegenhalten würde - genau deswegen engagieren solche Herausgeber eben nicht gern solche starken Chefredakteure, sondern lieber besonders abhängige, weil sie diese eher in ihrem Sinne beeinflussen können.


Umfrage: Leser sehen das auch kritisch

Aber schon aus Fairness gegenüber dem Leser wäre da mehr Transparenz wünschenswert - schon im Sinne des Verbaucherschutzes. Zumal es ja klare Abgrenzungen zwischen Kundenmagazinen und unabhängigen Medien gibt. Und man mag mir den Vorwurf machen, ich hätte konservative, journalistische Werte und Ideale, aber ich finde, diese Grenzen sollten wir auch nicht "verwischen" - schon im Interesse der Leser und auch der medialen Glaubwürdigkeit. So sieht es auch die Mehrheit einer Umfrage unter unseren Lesern.


Besonders aufschlussreich fand ich aber auch die vielen Kommentare! Allen dafür einen großen Dank! Doch bei einigen, bemerkte ich schon eine gewisse Resignation, so nach dem Motto: Die Medien lügen und werben doch sowieso, also ist es egal, ob einer mehr oder weniger. Genau in diese Resignation zeigt sich die eben von mir angesprochene Gefahr: die Glaubwürdigkeit der Medien, ihr höchstes Gut, ja ihr Kapital, schwindet. Als jemand, der seit seiner frühesten Jugend eine Faszination für Medien hatte (gelinde gesagt; konkret: hab schon als Kind viele verschiedene Medien "konsumiert" und später in der Schulzeit auch an Schülerzeitungen mitgearbeitet, was mich schließlich dann schon während meines Studiums zu meinem Job als Journalist geführt hat), sehe ich das natürlich subjektiv, aber ich finde das sehr Schade - gerade weil es ja auch nicht um irgendein "gegenständliches" Thema geht, sondern um Lebewesen, ja sogar dem ältesten Freund des Menschen aus dem Tierreich: unsere Hunde.


Auch mal die kleinkörnigen Details beschnüffeln, offenbart so manche interessanten Hintergründe...


Leser sollten kritisch Hinterfragen 

Ein Tipp für alle Leser: Sehr hilfreich ist nicht nur ein Blick ins Impressum und ein wenig Recherche. Schon die sogenannte Laswell-Formel als Schablone hilft beim Einordnen von Medien und deren Botschaft: Wer sagt was, in welchem Kanal, zu wem, mit welchem (Zusatz der Red.: intendierten/beabsichtigen) Effekt? Und dabei immer die Frage im Hinterkopf behalten: Welchen Nutzen zieht derjenige daraus?



--------------------------------------------
Im GASSIREPORT findet ihr immer Hunde-Geschichten in Text, Bild und Video - mal amüsant, informativ, kritisch, kontrovers oder satirisch, aber immer authentisch! Daneben gibt es auch andere Projekte, wie z.B. die GASSIREPORT-Treffen u.Ä. Das alles kostet Herzblut, Zeit und Arbeit. Und so unterstützt ihr Leser den GASSIREPORT: 


► Paypal: https://www.paypal.me/gassireport

► Patreon: http://www.patreon.com/gassireport

► Mit jdem Einkauf über unsere Amazon-Links*: https://amzn.to/2SaJ9ON

*Affiliate-Links: Ich werde beim Kauf eines Produktes oder dem Abschluss eines für 30 Tage kostenfreiem Probeabos am Umsatz beteiligt oder bekomme eine Prämie. Für Dich entstehen KEINE Mehrkosten.



Donnerstag, 5. Dezember 2019

Abenteuer Gassigang

Der Hund, unser „Umweltsensor“


Der tägliche Gassigang wird bei vielen ­Hundehaltern zum alltäglichen Trott. Maximilian Pisacane ­erzählt uns in seiner Kolumne, wie er mit seinem ­Doggen-Mix ­Rico den Gassigang zum Abenteuer macht. Der Hund als­ ­unser „Umweltsensor“? Eine interessante ­Betrachtungsweise …

Kaum aus der Tür raus, beginnt das Abenteuer: Gassigang! Ob nun bei entspannter Runde sich mal auf die Sinne des Hundes einlassen und so ganz Neues entdecken oder ob nun beim Guerilla-Gassi inklusive Streiterei mit Hundehaltern vom Typus ­Besserwisser. So oder so, immer wieder spannend und lustig für mich und meinen Doggen-Mix Rico.

Abenteuer Gassigang
Foto: Ira Prettycloud

Sogleich geht sein Kopf runter, ­pendelt hin und her. Seine Nasenflügel vibrieren, jedes Geruchsmolekül wird auf Quantenebene analysiert und abgespeichert. So zeigt er mir die erste Frühlingsblume ebenso wie die Hinter­lassenschaften seiner Fellkollegen. Schafe und Kaninchen nehme ich dank des Dog-Radars nun viel eher wahr – ähnlich dem Spinnensinn von Spider-Man. Zuweilen findet er auch einen Schatz – manchmal den Hundeschatz Schafshaufen, manchmal den Menschenschatz verlorene Münzen, viel öfter aber menschliche und hündische Schätze in Form von Begegnungen. Die machen jeden Gassigang zu einem wahrlich lohnenden Abenteuer – Pfoten- und Lachattacken quasi garantiert.

So manche "Begegnung" ist "markierwürdig" 😂

Vieles entgeht mir denn auch, wenn Rico mal nicht dabei ist. So wie die einzelne Strumpfhose über der Ampel (was wohl aus der anderen geworden ist? Ob eine der beiden für einen maskierten Überfall genutzt wurde?) oder auch die ordentlich zusammengestellten Damenschuhe auf dem Bürgersteig (welche Frau setzt ihre Schuhe aus? Verlieren ist ja noch unwahrscheinlicher…). Ganz zu schweigen von den vielen Tieren: kein Eichhörnchen oder Hase entgeht mir – sei es (wenn ich Glück habe), dass ich ihn zuerst erspähe oder weil Rico ihn zuerst erschnüffelt (und ich das hoffentlich rechtzeitig an seiner Körperhaltung bemerke – der kleine Schuft vergewissert sich meist vorher, ob ich achtsam bin, bevor er losjagt). Auch die Ente auf dem Autodach oder so manches moderne Kunstwerk wäre mir wohl entgangen ohne die Spürnase meines Döggelchens. Ob ein neuer Hund in der ­Nachbarschaft ist, weiß ich oft schon, bevor ich ihn gesehen habe. Ebenso, ob die neue Bekanntschaft zu uns passt oder nicht. Denn mein kleines Döggelchen zeigt es mir durch seine Körpersprache an.

So ein Fellfreund erschließt einem eine wunderbare Welt. Im Team nehme ich viel mehr wahr, registriere Dinge, die mir ansonsten entgangen wären … Vom Misthaufen bis hin zur netten Bekanntschaft. Weil mein Hund mit anderen Sinnesprioritäten wahrnimmt und mir dieses wiederum signalisiert. Daher fühle ich mich irgendwie ­„amputiert“, wenn mein Doggen-Wookiee Rico nicht da ist (er spricht manchmal wie der Wookiee Chewbacca aus Star Wars – ich hätte mir wohl mit ihm als Welpe die Filme nicht anschauen sollen – naja, immer noch besser, als wenn er sich das Pfeifen von R2D2 zum Vorbild genommen ­hätte). Aber es ist nicht nur das Gefühl, als fehlte was. Nein, mehr noch, es ist als sei ich wahrlich „eingeschränkt“. Wie jemand, der die Welt nicht mehr zur Gänze wahrnimmt – so als sei man in eine abschirmende Watte gepackt, durch die Gerüche, Geräusche und andere Sinneswahrnehmungen nur noch gedämpft durchkommen.

Welch wunderbare Wesen doch diese Hunde sind, wie viel Energie sie darauf verwenden, uns – die oft ­irrationalen und inkonsequenten – felllosen ­Primaten zu verstehen. Und das über Artengrenzen hinweg. Wir Menschen schaffen das ja meist nicht einmal ­innerhalb der eigenen Art. Für mich ist es daher eine Form des Respektes, dass ich zumindest versuche, so viel Energie wie möglich darin zu stecken, meinen Hund zu verstehen. Und wenn man etwas versteht, dann wird es irgendwie auch zu einem Teil von einem selber …

Seit Kurzem hat sich durch Leon unser Abenteuer verdoppelt... 

Fast ist es so, als ob mein Hund wie ein biologischer Satellit ist, der mit exzentrischen Bahnen um mich kreist. Und dessen Sensoren mir viele Daten aus der Umwelt – SEINER Umwelt – liefern. Sie 
sind uns in so Vielem ähnlich, als soziale Tiere. Und ihre Wahrnehmung ist doch so anders, so komplementär zu unseren. Kein Wunder, dass viele Anthropologen und Prähistorkiker, die sich mit der Geschichte der Hunde beschäftigt haben, der Meinung sind, dass die Verbindung Hund-Mensch ein nahezu unschlagbares Team bildet. Und jeder Gassigang ist ja das moderne Pendant zu den Jagd-Streifzügen unserer Vorfahren, die vor Jahrzehntausenden Freundschaft mit Wölfen schlossen – und genau so ein Abenteuer.


Anmk.: Dieser Artikel erschien zuerst in meiner Kolumne in WUFF - Das Hundemagazin 12/2016; parallel dazu erschien auch unser Blogbeitrag Ob Routinerunde, Reviercheck oder Erkundungsschnüffeln neuer Gebiete - jeder Gassigang ist ein Abenteuer!


--------------------------------------------
Im GASSIREPORT findet ihr immer Hunde-Geschichten in Text, Bild und Video - mal amüsant, informativ, kritisch, kontrovers oder satirisch, aber immer authentisch! Daneben gibt es auch andere Projekte, wie z.B. die GASSIREPORT-Treffen u.Ä. Das alles kostet Herzblut, Zeit und Arbeit. Und so unterstützt ihr Leser den GASSIREPORT: 

► Paypal: https://www.paypal.me/gassireport

► Patreon: http://www.patreon.com/gassireport

► Mit jdem Einkauf über unsere Amazon-Links*: https://amzn.to/2SaJ9ON

*Affiliate-Links: Ich werde beim Kauf eines Produktes oder dem Abschluss eines für 30 Tage kostenfreiem Probeabos am Umsatz beteiligt oder bekomme eine Prämie. Für Dich entstehen KEINE Mehrkosten.