Als Rico Nadine auch real beschnuppern konnte, beanspruchten die Fleischbällchen auf der Tiefkühltruhe seine Aufmerksamkeit. 😃 |
2 BARF-Mythen
von Nadine WolfUm das Thema BARF kursiert eine ganze Reihe von Mythen, die Ängste schüren und Einsteiger verunsichern. Natürlich birgt auch BARF gewisse Risiken, aber so manche negative Darstellung zum Thema gehört schlichtweg ins Reich der Märchen. Davon sollte man sich als BARF-Interessent nicht zu sehr beeindrucken lassen.
Nadine mit ihrem "Puppenmann" Foto: Der BARF-Blog |
BARF liefert zu viel Eiweiß
Das Vorurteil, BARF sei zu eiweißreich und damit schädlich für den Hund, hält sich hartnäckig. Die Frage, die sich zunächst stellt, ist, warum eine überhöhte Eiweißaufnahme überhaupt problematisch sein könnte. Denn Organschädigungen aufgrund einer langfristigen Überversorgung konnten bisher nicht nachgewiesen werden, ein Zuviel gibt es also eigentlich nicht. Unabhängig davon sollte aber geklärt werden, wie viel Eiweiß ein Hund überhaupt benötigt und wie viel mit BARF tatsächlich aufgenommen wird. Ein ausgewachsener 30 kg schwerer Hund, der normal aktiv ist, benötigt 64 g verdauliches Eiweiß am Tag. Dieser Hund bekäme mit BARF etwa 600 g Futter am Tag, darin im Durchschnitt enthalten 240 g durchwachsenes Fleisch, 100 g Pansen, je 70 g Innereien und fleischige Knochen, 120 g Obst und Gemüse sowie ein paar Zusätze. Diese Mischung liefert etwa 87 g Protein, respektive ca. 70 g verdauliches Eiweiß am Tag, deckt also gerade den Bedarf des Hundes. Bekäme der gleiche Hund etwa 360 g Trockenfutter einer bekannten Tierarztmarke mit 26 % Protein, wären es 94 g Eiweiß. Wie die Berechnung zeigt, ist die Zufuhr bei beiden Rationen etwa gleich, BARF liefert sogar etwas weniger Eiweiß als das Trockenfutter. Die Behauptung, BARF würde im Gegensatz zum Fertigfutter zu viel Eiweiß liefern, trifft also überhaupt nicht zu. Bei konzeptloser Rohfütterung mag das anders aussehen, nicht aber bei BARF. Erfolgt die Orientierung am Beutetier, so werden neben anderen Komponenten beispielsweise auch automatisch ausreichende Mengen an Fett zugeführt, um eben nicht Unmengen an Fleisch verfüttern zu müssen. Das senkt automatisch den Eiweißgehalt in der Nahrung. Ergo: Dass BARF zu viel Eiweiß liefern soll, ist ein Mythos ohne Wahrheitsgehalt.Eine beispielhafte BARF-Ration Foto: Der BARF-Blog |
Die Orientierung am Wolf macht keinen Sinn
Es wird oft angeführt, dass die Orientierung am Wolf völliger Unfug wäre, weil der Hund ja nun einmal kein Wolf sei und völlig anders leben würde. Das ist richtig, aber es ist eindeutig belegt, dass sich das Verdauungssystem von Hunden im Laufe der Domestikation fast gar nicht verändert hat. Hunde und Wölfe sind derart nah miteinander verwandt, dass diese Spezies sogar so miteinander verpaart werden können, dass zeugungsfähige Nachkommen entstehen. Das ist beispielsweise bei Pferden und Eseln nicht möglich, denn die entstehenden Hybriden sind fast immer unfruchtbar. Und niemand würde auf die Idee kommen, diese beiden Tierarten grundlegend anders zu ernähren. Es gibt natürlich Unterschiede, aber sie sind nicht eklatant wie die Kluft zwischen Beutetier und trockenen Pellets mit 50 % (und mehr) Getreideanteil. Warum also einen Hund so grundlegend anders ernähren als seinen biologischen Vorfahren? Das macht keinen Sinn!Bayo mit Knochen Foto: Der BARF-Blog |
Als weiteres Argument gegen die Orientierung einer Fütterungsmethode für Hunde an jener von Wölfen wird die Tatsache angeführt, dass diese in Freiheit ohnehin nur 4–5 Jahre alt werden. Das würde eindeutig zeigen, dass deren Ernährung nicht auf eine lange Lebensdauer ausgerichtet sei. Bei dieser Begründung wird jedoch verschwiegen, warum Wölfe in Freiheit nicht besonders alt werden. Die meisten Wölfe sterben durch Menschenhand frühzeitig: Sehr viele Tiere werden überfahren, erschossen oder vergiftet. Weitere sterben an Infektionen oder verhungern. In Gefangenschaft werden Wölfe durchaus 13–17 Jahre alt. In Zoos und Wildgehegen ernähren sie sich ebenfalls wie ihre wilden Artgenossen von Beutetieren, sind aber vor anderen Risiken geschützt und werden medizinisch versorgt, wenn sie krank werden. Nicht die Art der Fütterung bedingt also die geringe Lebenserwartung der Tiere in Freiheit, sondern die übrigen Lebensumstände.
Hat man dieses Argument entkräftet, wird dann auch noch bemängelt, dass BARF für Hunde nicht bedarfsdeckend sei, die Beutetierfütterung für Wölfe hingegen schon, weil diese schließlich täglich 10 kg fressen würden. Erst durch diese hohen Mengen wäre die Bedarfsdeckung gewährleistet - logisch, denn je mehr Futter, desto mehr Nährstoffe. Hunde hingegen bekämen mit BARF wesentlich weniger Futter: Ein Hund in Wolfsgröße nur etwa 1 kg pro Tag. Da haben wir sie, die Äpfel und die Birnen. Ein Wolf in Freiheit ist nicht mit einem Wohnungshund zu vergleichen. Hier muss wieder der Wolf in Gefangenschaft herangezogen werden, denn der Energieverbrauch im Tierparkgehege entspricht eher dem des Haushundes. Und siehe da: In Tierparks fressen die Wölfe im Schnitt 5-mal pro Woche etwa 1-2 kg Futter pro Tier. Das entspricht ungefähr der Menge, die ein Hund dieser Größe mit BARF bekommen würde, wenn auch er zwei Tage pro Woche fasten müsste. Auch bei diesen Argumenten wird klar, dass sie sich als Mythen entpuppen, wenn man sie hinterfragt.
Nadine mit ihren Hunden Foto: Der BARF-Blog |