Freitag, 11. Oktober 2019

[Watchdog] Skurrile Machenschaften im Tierschutz

Einige Tierschutzvereine engagieren Agenturen und Anwälte, statt die Spendengelder für die Tiere zu verwenden

Vor einiger Zeit kontaktierten mich gleich mehrere Tierschützer und ihre Vereine und baten um Rat. Was sie erzählten fand ich gelinde gesagt ziemlich skurril. Und vor allem stellte sich mir die Frage, ob DAS, was sie mir erzählten, ein sinnvoller Einsatz von Spendengeldern ist...


Rico und Leon schnüffeln gern auch unter der Oberfläche - besonders wenn es um das Wohl ihrer Fellfreunde geht!


Marketing-Agentur für Tierschutz

Gleich mehrere Tierschützer berichteten mir davon, dass der ein oder andere Verein beim Einsammeln von Spendengeldern sich von Marketing-Agenturen unterstützen lässt. Und nur kurze Zeit später meldete sich so ein Fall auch direkt bei mir - die Agentur fragte sogar, ob ich sie werbetechnisch nicht unterstützen könnte (am liebsten für umsonst, es wäre ja für einen guten Zweck...ne ist klar, und das eigene Agentur-Team arbeitet sicher auch für umsonst). Selbst wenn die Agenturen einen "Freundschaftspreis" dafür nehmen, werden die es sicher nicht umsonst machen (und wenn doch "offiziell", so gibt es andere Wege "hintenrum" abzukassieren - nicht selten nutzen die Agenturen dass auch noch für die Eigen-PR). Irgendwie fand ich es schräg für gemeinnützige Vereine, dass Spendengelder dafür ausgegeben werden, um noch mehr einzusammeln. Aber als 2. Gedanke kam mir, dass ja nur größere Vereine sich sowas leisten können und somit all die vielen idealistischen, kleinen Orgas dagegen sich das nicht leisten können. Das führt dann aber zu einer weiteren Konzentration der Spendengelder bei den größeren. Auch eine Art der ökonomischen Verdrängung, die man in der Wirtschaft ja schon öfters beobachten konnte - aber bei einem gemeinnützigen Verein? Sollte da das Wohl der Tiere nicht im Vordergrund stehen?


Gewerblicher Markenschutz bei gemeinnützigem Verein

Nicht weniger befremdlich fand ich den Fall, den mir ebenfalls mehrere Tierschützer berichteten und mir auch Fotos von den Anwaltsschreiben zukommen ließen als Beleg: Demnach hat eine Tierschutz-Orga sich ihr Logo und ihren Namen markenrechtlich schützen lassen. Sowas gibt es nicht umsonst und wenn ein Anwalt das übernimmt, dann wird es richtig teuer. Ob hierfür auch Spendengelder verwendet wurden, kann ich nur vermuten (die Kontoauszüge und Rechenschaftsberichte des Vereins könnten Gewissheit geben) - aber irgendwoher muss das Geld für das Anwaltshonorar ja herkommen. Und wenn nicht für die Markenanmeldung an sich, dann doch für die Abmahnschreiben, die der Verein dann an diverse andere Tierschutzvereine schickte, damit die ihren Namen ändern. Aber nicht nur, dass Spendengelder statt für die Tiere dann für Anwälte ausgegeben werden, fand ich "seltsam". Auch das Gebahren fand ich für einen gemeinnützigen Verein ziemlich befremdlich. Die argumentieren mit der "Markenreinheit" - eine typisch ökonomische Argumentation. Aber als gemeinnütziger Verein hat man doch hat man doch keine Gewinnabsicht - denn dann hätte man doch gleich eine GmbH gründen können, oder für einen wohltätigen Zweck eben eine gGmbH (gemeinnützige GmbH). Schließlich macht die Anmeldung einer Marke ja nur Sinn, wenn man diese auch gewerblich nutzen möchte - ansonsten reicht auch das Urheberrecht um sie zu schützen (aber da verdient hat dann der Anwalt nicht mit). Aber ich glaube auch nicht, dass vor einem Gericht die Argumentation bestand gehabt hätte, da es dabei um den Begriff "Pfote" und Abwandlungen in den Namen der verschiedenen Tierschutzvereine ging. Schwer vorstellbar, dass ein Richter einen so allgemein gängigen Begriff als "schützenswert" einstuft (ähnliche hat ein Gericht mal vor langer Zeit auch zum Begriff Schubkarre entschieden). Freilich wissen das gerade kleine Tierschutzvereine nicht, sie sind ja keine Anwälte und da sie meist auch weniger Spenden bekommen, können die sich auch keinen leisten...

Offenbar sehen das aber unsere Leser genau so. Eine kurze Umfrage erbrachte, dass die große Mehrheit (96%) das ebenfalls seltsam finden. Nur 4% fanden das "okay"...




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