Immer wieder schaukeln sich Situationen hoch, weil Halter nicht gelassen reagieren. Ja, so manches Mal stacheln sie die Aufregung ihres Hundes sogar an – ohne es zu wissen. Dabei kann man die Stimmungsübertragung durchaus aktiv nutzen und damit dann so manche brenzlige Situation entschärfen.
Gedankenverloren, friedlich, entspannt schlendere ich so am Rhein entlang. Ein kurzer Blick zu meinem Döggelchen zeigt: mindestens genauso gechillt schlendert er neben mir – nur mit der Nase wesentlich aktiver als ich. Mit zufriedenem Grinsen denke ich so bei mir: Die Stimmungsübertragung klappt ja mal wieder prima.
Wer uns kennt, weiß, dass das Thema quasi seit den Anfängen unseres Blogs GASSIREPORT (http://gassireport.blogspot.com) mich beschäftigt. Immer wieder fasziniert mich, wie stark Hunde darauf reagieren. Aber genauso oft kann ich mich bei einigen Haltern nur wundern, wie sie diesen wichtigen Kommunikationskanal zu unseren Hunden kontraproduktiv nutzen. Und beinahe wie aufs Stichwort kommt uns eine Halterin entgegen, deren Hund schon von Weitem aufgeregt, ja geradezu hysterisch bellte. Auf diese Entfernung interessierte das Rico gar nicht, erst nach einer Weile gab mein kleiner Doggen-Wookiee mit gerunzelter Stirn ein kurzes Brummen von sich – so als wolle er sagen: So langsam nervt es.
Gemeinsam die Stimmung genießen... Foto: Ruggero De Pellegrini |
Leider fing die Halterin nicht weniger hysterisch an, ihren Hund anzukeifen. Was – ganz canilogisch – zur Folge hatte, dass ihr Hundchen nur noch mehr und aufgeregter bellte. Etwas zynisch dachte ich so bei mir: Bei denen klappt die Stimmungsübertragung auch …
Vielen ist es nicht einmal bewusst, wie kontraproduktiv das ist – selbst erfahrene Hundehalter wissen es oft nicht. Und dabei kennen sie fast alle den Satz des Kommunikationsgurus Paul Watzlawick: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Das gilt auch für die Stimmungsübertragung. Sogar im besonderen Maße! Denn sie findet permanent statt.
Klar, jetzt könnte man natürlich sagen, dass die Stimmungsübertragung ja keine Einbahnstraße ist, sie in beide Richtungen funktioniert – also in diesem Fall vom Hund auf den Menschen. Das ist mir schon klar. Aber anders als unsere Hunde haben wir auch unseren Verstand und unsere Reaktionen sind nicht ganz so stark instinktgeleitet wie bei ihm (wobei ich durchaus schon Menschen erlebt habe, die eine schlechtere Impulskontrolle als so mancher Hund haben – Ausnahmen bestätigen eben auch hier mal wieder die Regel).
Es bringt also nichts, sich auch aufzuregen und so den Hund noch mehr aufzuschaukeln. Daher versuche ich, soweit es geht, mich auch mal den Stimmungen meines Hundes hinzugeben, ich genieße das geradezu. ABER: In solchen „brenzligen“ Situationen, da versuche ich ganz bewusst eher ein Gegenpol zu sein, ihm so auch einen „emotionalen Anker“ zu bieten. Das gilt sogar noch mehr, seitdem wir in einem Rudel leben. Hier ist das Ausgleichen sogar noch wichtiger und gleicht manchmal dem Jonglieren mit brennenden Fackeln. Schließlich sind sie alle individuell, haben ihren eigenen Charakter und unterschiedliche Eigenarten.
Augen sind ja die Spiegel der Seele - auch bei Hunden... |
Aber wie kriegt man das hin? – werde ich oft gefragt. Ehrlich gesagt, war ich bei den ersten Fragen dieser Art zu den Anfängen unseres Blogs schon ein wenig irritiert: Schließlich erwarten Halter von ihren Hunden auch Impulskontrolle. Ist es da echt zu viel verlangt von Menschen – die immerhin ja auch sowas wie Zivilisation haben – wenn sie auch ein wenig Selbstbeherrschung aufbringen? Und es gibt ja viele Hilfsmittel: Die bekanntesten sind Autogenes Training, Autosuggestion, Yoga, Imaginations- und/oder Atemtechniken etc.
So atme ich beispielsweise bewusst langsam und entspannt, stelle mir dazu beruhigende Bilder im Kopf vor, wenn mein Döggelchen sich aufregt. Ich selber komme also gut mit Imaginations- und Atemtechniken klar, da ich damit schon seit meiner Kindheit Erfahrungen auch aus dem Kampfsport gemacht habe. Aber jeder sollte selber herausfinden, was ihm am besten liegt. Eines ist jedoch wichtig – wie so oft im Umgang mit unseren Hunden: das Timing. Ihr müsst quasi sofort das abrufen können – quasi den Schalter auf Instant-Chill-Modus stellen. So sehr ich auch Tai-Chi mag, aber in so einer Situation hilft es nicht viel, erst ein paar langsame Formen auszuführen – außer natürlich, dass Ihr sie dadurch humorvoll entkrampft. Wobei Lachen natürlich der beste Instant-Entkrampfer ist, aber das könnte wiederum zu kommunikationstechnischen Missverständnissen mit dem anderen Halter führen...
Denkt immer daran: Dank der Spiegelnueronen süren Hunde die Stimmung ihrer Halter! |
Ein schöner Nebeneffekt dabei ist, dass solche Techniken der Stimmungskontrolle einem auch bei der ein oder anderen verbalen Auseinandersetzung mit Haltern helfen, die eventuell ein gewisses Logik- oder Wissensdefizit haben. Zumal die eh meist ein eher hysterisches Gebaren an den Tag legen, wie anfangs geschildert. Sind halt eher Opfer der Stimmung, als dass sie sie selber beeinflussen.
Übrigens: So kann man auch mit seinem Hund Weihnachten feiern, ihm die Festtagsstimmung „rüberbringen“, auch ohne dass unsere Hunde was mit Religion und somit der Geburt des Christkindes am Ohr haben. Es ist ja bekanntlich das Fest des Friedens und der Liebe. Lasst genau das Eure Hunde spüren und so teilhaben an diesem Fest. Und natürlich auch an all den schönen, leckeren Überresten des Festtagsessens. In diesem Sinne: Peace and Love with and without Paws!
Anmk.: Dieser Artikel erschien zuerst in meiner Kolumne in WUFF - Das Hundemagazin 12/2018; parallel dazu erschien auch unser Blogbeitrag Hunde sorgen für Stimmung!
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