Freitag, 27. Februar 2015

[Gastbeitrag] Tipps für den Reitbegleithund

Viele von euch wissen ja, dass ich derzeit trainiere für die Begleithund-Prüfung (wie's läuft berichte ich euch ein anderes mal). Aber schon jetzt steht der nächste Plan an: Ich soll lernen bei Ausritten mitzukommen - also auch Reitbegleithund werden :-) Das hatte ich euch ja gestrigen Beitrag angedeutet. Dafür braucht mein 2-beiniges Celebral-Interface alle Tipps, die er kriegen kann ;-) Ich freue mich daher sehr über den Gastbeitrag zum Thema "Reitbegleithund" der Hundetrainerin (Hundetraining: Problem mit Hund) und Bloggerin (Problem mit Hund? Blog) Silvia Engelsberger



Viele Reiter träumen davon ihren Hund mit zu den täglichen Ausritten oder mit in den Stall zu nehmen, doch bis es erstmal soweit ist und alles gut klappt ist es meist ein langer Weg. Gerade als Besitzer eines jagdlich motivierten Hundes muss man zuvor einige Vorkehrungen treffen um einen entspannten Ausritt zu dritt genießen zu können!

In diesem Beitrag gebe ich euch ein paar Tipps, wie der gemeinsame Ausritt am besten klappt.
Die erste Hürde, sofern man sich als Reiter einen vierbeinigen Reitbegleiter wünscht sie die Wahl der richtigen Hunderasse. So eignen sich natürlich nicht alle Rassen dazu, teils lange Strecken neben dem Pferd zurückzulegen. Alle Hunderassen der Laufhunde Kategorie wären hier passend. Recht kleine Hunde fallen jedoch durchs Raster, da man sich bei ihnen sehr schwer tut sie vom Pferd aus anzuleinen. Ob man sich nun einen Hund aus dem Tierschutz oder aber einen Welpen ins Haus holt bleibt jedem selbst überlassen – Fakt ist jedoch, je früher der Hund an das Pferd gewöhnt wird, desto besser!

Bevor man nun an den gemeinsamen Ritt denkt sollte man erst einmal seinen Hund an das Pferd gewöhnen und anders herum, sofern dies noch nicht geschehen ist. So ist anzuraten den Hund mehrmals wöchentlich mit in den Stall zu nehmen. Gemeinsame Spaziergänge mit Pferd und Hund eigenen sich daher prima um ein Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Vierbeinern herzustellen. Denn grundsätzlich gilt, dass Pferd und Hund als Beute- und Raubtier natürlich andere Interessen vertreten und auch unterschiedlich reagieren.

Bei diesen Spaziergängen geht es aber nicht nur darum das Vertrauen zu stärken, sondern auch um am Grundgehorsam des Hundes zu arbeiten. Denn was viele nicht beachten ist es doch für den Hund ein großer Unterschied, ob er vom Boden aus angeleitet wird oder vom Pferd. Viele Hunde hören leider kaum mehr, sofern sich der Reiter einmal aufs Pferd begibt da es für sie eine völlig andere Situation darstellt. Da grade beim Hund sämtliche Kommandos unbedingt generalisiert werden müssen, werden so auf dem Rücken des Pferdes Kommandos neu einstudiert, die auf dem Boden bereits aus dem FF klappten!
 
So sollte der Hund zuverlässig alle Grundkommandos wie „Fuß“, „Hier“ und „Bleib“ auch vom Pferd aus ausführen. Eines der wichtigsten Kommandos bei einem Ausritt ist allerdings das zuverlässige „Warten“ Kommando auf Entfernung. Nur sofern der Hund dies beherrscht ist ein ungefährlicher Ausritt möglich, denn dieser muss lernen, an jeder Straße zuverlässig zu warten. Auch sollte ein großes Augenmerk auf den Rückruf gelegt werden. Da sich vor allem Jagdhunderassen sehr für das Begleiten am Pferd eignen ist ein Antijagdtraining unerlässlich, damit der Freilauf reibungslos funktioniert und keine Wildtiere zu Schaden kommen. 
 
Diese Grundkommandos sowie auch das Fuß laufen neben dem Pferd trainiert man am besten mit dem Fahrrad. So muss man sich nicht gleich auf Pferd und Hund, sondern nur auf den Hund konzentrieren. Also rauf auf den Drahtesel und üben was das Zeug hält. Ach ja, dies ist nicht nur für den Grundgehorsam wichtig sondern trainiert auch gleichzeitig die Kondition des Hundes und diese wird er gerade auf längeren Ritten brauchen. Ein richtig wichtiger Punkt ist auch, dass der Hund die Gefahr, die vom Pferd ausgehen kann richtig einzuschätzen lernt. So muss von Anfang an darauf geachtet werden, dass der Hund dem Pferd Vorrang gewährt und nicht zwischen dessen Beinen läuft oder hinter dem Pferd her tollt. Da gerade hier auch viel Konzentration vom Hund gefragt sollten die ersten Ritte und Spaziergänge deutlich kürzer ausfallen wie ein normaler Ausritt oder Gassigang.



Als letztes Problem wäre dann noch das An- und Ableinen des Hundes auf dem Pferd zu nennen. Natürlich will man als Reiter nicht jedes Mal vom Pferd steigen, sofern der Hund an die Leine gehört. Genau deswegen sollte man dem kleinen Vierbeiner beibringen mit seinen Vorderpfoten zum Steigbügel bzw. auf die Satteldecke zu hüpfen. Auch dies übt man natürlich vom Boden aus mit einer normalen Männchen Übung. Klappt diese von unten aus gut dann wird auch das Pferd mit eingebunden, welches sich natürlich auch erst einmal daran gewöhnen muss ohne zu scheuen.

Bevor man in Erwägung zieht mit beiden vierbeinigen Freunden raus in die weiter Welt zu starten sollte man sicher gehen, dass auch der Hund wie das Pferd in seinem Wesen gestärkt sind und sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen. Denn nur so ist ein ungefährlicher Ausritt gewährleistet und der Spaß bei der Sache kommt nicht zu kurz. Im Übrigen kann ein souverän im Gelände wirkender Hund eine echte Bereicherung für ein unsicheres Pferd sein und umgekehrt. So wird man nach einigen gelungenen Ausritten bereits feststellen, dass Pferd und Hund, wenn auch genetisch grundverschieden nicht nur eine Zweckgemeinschaft bilden sondern ein richtiges Team werden.

Ich wünsche euch viel Spaß beim gemeinsamen Ausritt!



4 Kommentare:

  1. Als ehemals langjährige Reiterin mit Hund muss ich sagen, super geschrieben...

    Aus meiner Sicht möchte ich vielleicht noch anfügen, zu Beginn eines solchen Projektes muss man sich zumindest entweder auf das Pferd oder aber den Hund zu nahezu 100 % verlassen können. Die eigenen reiterlichen Fähigkeiten mit eingeschlossen. Die Realität sieht leider oft ganz anders aus und dann wird es unter Umständen nicht nur für die eigene Dreiergemeinschaft, sondern womöglich auch für Dritte gefährlich...

    Zudem habe ich meinem Hund beigebracht, grundsätzlich rechts am Pferd zu laufen. Das ist nicht nur im Straßenverkehr (und auch im Wald) sinnvoll, um durch das große Pferd den Hund vor Gefahren abzuschirmen, sondern auch bei Begegnungen mit entgegenkommenden Passanten, die einem Pferd oftmals mehr Vertrauen entgegen bringen als einem Hund. Der Hund sollte zudem bei Bedarf auch vor oder hinter das Pferd geschickt werden können und Pferd und Hund müssen sich in allen Positionen wohlfühlen.

    Aus meiner Erfahrung gilt auch gerade bei jagdlich ambitionierten Hunden zu bedenken, dass man auf einem Pferd sitzend nicht nur öfters Wildbegegnungen hat, sondern auch sehr viel näher an Wild herankommt. Gilt natürlich nicht für lärmende Reitergruppen... ;)

    LG und weiterhin viel Erfolg und Spaß

    Andrea mit Linda

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey Andrea, vielen Dank für das Kompliment! Werde es an Silvia weitergeben. Deine Ergänzung find ich gut, immer her mit solchen Tipps! *neugierigschau*

      Löschen
  2. Ein wirklich toller und informativer Post. Wenn man Pferd, Reiter und Hund so sieht, dann sieht das im ersten Moment gar nicht nach so viel Arbeit aus - schön, dass hier beleuchtet wird, dass eben doch eine Menge Training dahintersteckt!

    So, da ich die perfekte Hunderasse schon an meiner Seite habe, fehlt mir jetzt nur noch das Pferd ;-)

    Liebste Grüße und ich bin gespannt, wie Rico's Karrierepläne weitergehen :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wie so oft im Leben: Gerade das was so leicht und locker daher kommt bedarf viel Arbeit...

      Löschen