Besorgniserregend – so würde ich die Entwicklung der vergangenen Jahre in der Hundetrainer-Szene mit einem Wort beschreiben. Denn die Hundeszene ist auch nicht mehr das, was sie mal war. In den vergangenen Jahren zeigte gerade diese Branche eine gewisse primitive Kreativität, um Haltern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nehmen wir nur mal das Beispiel „Problemhunde“ oder ähnliche Begriffe – Koryphäen wie Günther Bloch oder Dorit Feddersen-Petersen sind sich darin einig, dass der Mensch das eigentliche Problem ist (auch wir schrieben schon über den Marketing-Trick mit den angeblichen Problemhunden). Dennoch bieten zahlreiche Hundeschulen Workshops und Seminare an, verschieben damit das Problem vom Menschen auf den Hund – denn damit lässt sich trefflich Geld verdienen und am Hund rumtherapieren. Auch das Beispiel „Anti-Giftköder-Training“ erfreut sich großer Beliebtheit, nicht selten wird es mehrere Wochen trainiert – mit entsprechendem Umsatz für die Hundeschule, denn mit dem Hebel der Angst lässt sich so mancher Hundehalter ködern. Dabei sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Hunde so früh wie möglich lernen, nichts von der Straße zu essen. Ähnlich wie man kleinen Kindern ja auch beibringt, nichts von Fremden anzunehmen. Wir haben das quasi so nebenher trainiert, bei unseren Gassigängen immer wieder mal – sehr zum Ärger mancher Hundetrainer, aber nicht nur, weil sie an uns nichts verdient haben, vielmehr waren die sauer, falls sich das rumspricht und andere Halter ein Beispiel daran nehmen. Wo kämen wir denn auch hin, wenn Halter ihren Hunden was beibringen, ohne dafür Geld bei einem Hundetrainer zu lassen... 😉
Aber solche Angebote sind noch verhältnismäßig harmlos. Denn Kunden bei der Angst zu packen, DAS ist ja schon ein alter Hut unter den Marketing-Tricks (insbesondere Drücker-Kolonnen der Versicherungsbranche benutzen sie gern). Schlimmer sind da schon an Betrug grenzende Methoden, wie beispielsweise getürkte Lebensläufe. Dass Lebensläufe gern mal geschönigt werden, das ist ja schon allgemein bekannt. Doch es ist eine Sache, Dinge positiver darzustellen und eine andere, positive Dinge einfach hinzu zu dichten. Ein gefälschter Lebenslauf ist eine arglistige Täuschung, die Gerichte unterscheiden nach Schwere der Täuschungsversuche. So mancher hübscht seine Vita damit auf, indem man sich die ein oder andere irgendwie passend wirkende Station erfindet. Doch zahlreiche Informanten berichteten uns sogar von falschen Angaben, stichprobenartige Faktenchecks bestätigen dann auch deren Behauptungen. Bei einigen kann man sich eine Überprüfung gar sparen, so dilletantisch fälschen die ihren Lebenslauf, dass ein simples Nachrechnen das schon entlarvt: Da fügte beispielsweise eine recht bekannte Hundetrainerin so viele Berufsstationen hinzu, dass sie ihr Abitur schon mit 12 Jahren hätte bestehen müssen. Klar, dass es keine Belege wie Zeugnisse dafür gibt... Umso wichtiger ist es daher mal nachzufragen und sich solche Referenzen auch zeigen zu lassen.
Auch das Thema „Tierschutz“ wird für die eigenen egoistischen Ziele instrumentalisiert. Gern werben auch viele mit ihrem Engagement für den Tierschutz. Doch schaut man hinter die Fassade offenbaren sich Abgründe: So lässt sich beispielsweise eine Hundetrainerin ihre Arbeit in Tierheimen mit 1000 Euro am Tag aus Spendengeldern vergüten, was freilich nicht öffentlich gesagt wird – aber in den Sozialen Medien lässt sie sich gern für diese Tierschutz-Arbeit feiern. Es ist eben nicht alles Tierschutz, wo Tierschutz drauf steht...
Oder so mancher Tierschutz-Spendenaufruf entpuppt sich als gar nicht existierender Verein! So fanden wir Fälle vor, die juristisch eine Spendenaktion sind, das Geld fließt aber über das Spendenkonto eines anderen eingetragenen Vereins. Seltsam nur, dass dieser Verein keine eigene Webseite hat und auch die Satzung nicht eingesehen werden kann. Dabei sollte doch ein Tierschutzverein ein berechtigtes Interesse daran haben, schon um Spendengelder zu bekommen. Transparenz sieht jedenfalls anders aus. In einem Fall gestand uns sogar die frühere Schirmherrin, dass sie wegen der mangelnden Transparenz nicht mehr mit dem Verein zusammen arbeitet. So lässt sich auch vortrefflich verschleiern, wohin die Gelder tatsächlich fließen...vielleicht wird so auch der ein oder andere Urlaub finanziert.
Zwecks Geschäftsförderung haben sich ganze Netzwerke entwickelt. Das ist ja nichts außergewöhnliches, kennt man ja auch von anderen Branchen – wird der ein oder andere sagen. Das mag sein, aber in anderen Branchen geht es nicht um ein von Raubtieren abstammendes Lebewesen. Was wirklich daran schlimm ist, ist aber, dass es völlig egal ist, was man da verkauft oder unterrichtet – solange man sich an die internen „Netzwerk-Gesetze“ hält, wird man gefördert und hat seine Ruhe vor Kritik. Egal wie abstrus es ist, selbst wenn es gegen Tierschutzgesetze verstößt – denn keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus. Und einige dieser Netzwerke sind weit verzweigt. Wir haben bei der ein oder anderen Seilschaft sogar Verbindungen bis hinein in TV- und Zeitschriften-Redaktionen oder bis hin zu Buchverlagen entdeckt. Da steht das eigene Wohl und der eigene Erfolg weit über dem Wohl von Hund und Halter...
🐶 Zum Glück passt mein Oller auf mich auf, damit nicht irgendwelche Scharlatane und Blender an mir rumtherapieren und dabei nur ihr Bankkonto im Sinn haben! (rico) |
Halter sollten daher immer im Hinterkopf behalten, dass hinter jedem Angebot ein ökonomisches Interesse steckt. Das ist gar nicht mal als Vorwurf gedacht, das ist die Aufgabe von Unternehmen. Man verurteilt ja auch keinen Fisch dafür, dass er schwimmt. ABER: Halter blenden sowas gern mal aus, da sie beim Hundethema sogleich auf der emotionalen Schiene angesprochen werden. Und nur allzugern glauben sie, dass man ihnen helfen will. Dem ist aber nicht so! In erster Linie steht das eigene ökonomische Überleben. Schließlich müssen auch Leute aus der Hundebranche Rechnungen bezahlen. Und sie leiden unter einem Dilemma: Machen Hundetrainer ihren Job gut, so rationalisieren sie sich selber weg – denn sie versetzen Hund und Halter in die Lage, alleine als Team klar zu kommen.
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