Montag, 6. April 2015

[Gastbeitrag] Ich habe einen Menschen gerettet...

Kennt ihr das? Diese Zufälle, die euch nicht wie solche vorkommen, bei denen ihr eher an Schicksal denkt. Nun, wir hatten neulich so einen Zufall: Wir lernten Luna und Manuela kennen. Wir spürten sogleich, dass hinter diesen beiden eine ganz besondere Geschichte steckte (die Story-Spürnase hab ich wohl von meinem 2-Beiner). Und was sie uns erzählte hat uns sehr berührt...

An diesen Tagen feiert ihr Menschen ja die Auferstehung von so einem echt wuffigen Typen. Der hat allen erzählt wie pansig es doch wäre, wenn wir alle uns respektieren, Rücksicht nehmen, uns gegenseitig helfen und unseren Nächsten lieben. Daher finde ich, dass Lunas und Manuelas Geschichte heute besonders gut passt. Denn das Leben schreibt immer noch die besten Geschichten...   



Ich habe heute einen Menschen gerettet....
(von Manuela Mentel und Luna)

… mit diesen Worten beginnt ein kleiner Text, den man auf vielen Internetseiten finden kann. Erzählt wird die Geschichte der ersten Begegnung zwischen einem Tierheimhund und seiner zukünftigen Halterin – mit dem kleinen Unterschied, dass hier nicht der Mensch den Hund rettet. In dieser Geschichte ist es umgekehrt. Der Hund erkennt die Einsamkeit der Frau und möchte ihr helfen. Nicht er, der in seinem Zwinger sitzt ist verzweifelt, sondern der Mensch auf der anderen Seite des Gitters.

„Kitsch!“ könnte man nun sagen. Und „Vermenschlichung!“ , denn schließlich werden hier dem Hund Denkweisen unterstellt, die Hunde in dieser Form schlichtweg nicht haben.

Also – kann ein Hund einen Menschen „retten“? Nicht auf eine heroische und spektakuläre Art, sondern ganz still und unauffällig? Nicht indem er sich wie Bruce Willis in einem blutbefleckten Unterhemd allen Widrigkeiten in den Weg stellt, sondern ganz subtil, durch seine reine Präsenz?

Ich sage: „Ja.“

Ich habe so einen Hund. Ihr Name ist Luna, und das ist unsere Geschichte.

Hundeheldin Luna

Vorab: Wer hier nun auf eine Geschichte im Stil von „Lassie“ hofft, der kennt meinen Hund nicht. Luna ist ein ziemlich eigenwilliger Charakter, sehr eigenständig und wenig anhänglich. Das liegt sicher zum großen Teil in ihrer Vorgeschichte begründet, und außerdem ist sie ein Windhundmischling. Windhunde sind eben keine Golden Retriever.

Seit September 2009 bestreiten wir unser Leben gemeinsam, mit allen Höhen und Tiefen (und das würde Stoff für mindestens zehn andere Beiträge geben).

Anfang 2011 erkrankte ich an Burnout und Depressionen und verlor im Zuge dessen auch meine Arbeit. Jeder, der so etwas schon einmal erlebt hat oder vielleicht jemanden im Verwandten- oder Freundeskreis hat, dem das so ging weiß, wie furchtbar das ist. Plötzlich macht nichts mehr Spaß. Man sieht keinen Sinn mehr, jede noch so kleine Handlung ist eigentlich schon zu viel. Das tägliche Aufstehen ist ein Kampf, jede Aktion ein unüberwindlicher Berg – gerade so, als bewerfe einen ein überaus schlecht gelaunter Riese nonstop mit autogroßen Steinen.

Da saß ich nun. Kein Job, kein Geld, dafür aber ein psychisches Problem, das es sich mit einer Tasse Tee, seiner Kuscheldecke und einer Menge Zeit in meinem Leben bequem machte.

Aber – es hatte nicht mit Luna gerechnet! Mit diesem Hund, wegen dem ich in der Anfangszeit mehr als einmal an meine Grenzen gekommen war. Dieser Hund, der alles war, nur nicht einfach.

Alles Böse muss jetzt mit Luna rechnen!

 Was hat Luna nun getan? Hat sie mir die Tränen abgeleckt? Mir in dunklen Stunden den Kopf aufs Knie gelegt? Mir einen Job oder einfach bessere Pillen organisiert?

Nein, das hat sie nicht. Sie war einfach nur da, und sie hat mich an jedem Tag daran erinnert, dass dieses eine Lebewesen mich braucht. Schließlich konnte sie auch schlecht in einer Zeitung inserieren, dass sie gerne eine andere Wohnung und bei der Gelegenheit auch gleich einen anderen Menschen will, nicht wahr? Also bin ich morgens aufgestanden, auch wenn der Riese mit seinen Steinen mal wieder alles gegeben hat. Und ich habe eingekauft, auch wenn es mir vorkam wie die Besteigung des Mount Everest – Luna möchte ja auch etwas essen, und über ein paar Extras freut sie sich erst recht.

Auch auf meine emotionalen Tiefs reagierte sie, wenn auch nicht gerade so, wie man sich das vorstellt – Stichwort Lassie. Nein, Luna bellte einfach. Je schlechter es mir ging, desto mehr. Da wurde jeder hustende Regenwurm kommentiert. Irgendwann lernte ich begriffsstutziger Mensch dann auch, nicht genervt zu sein, sondern zu hinterfragen. Wie geht es mir gerade? Bellt Luna wirklich, weil sie Regenwürmer doof findet, oder liegt es vielleicht an mir?

Lunas besondere Superkraft: Sie bringt zum Lachen

Und dann war er irgendwann da, der Moment. Da war Gassigehen plötzlich keine lästige Pflicht mehr. Stattdessen sah ich meinen Hund an mit all seiner Lebensfreude, seiner Geduld und seinem Vertrauen, wie er fröhlich durch eine Schlammpfütze bretterte – und ich musste lachen.

Gemeinsam haben wir dem Riesen mit seinen blöden Steinen in seinen haarigen Arsch getreten – Luna immer vorneweg.

Darum macht es mich immer wieder traurig (das muss ich noch loswerden) , wenn ich Menschen sagen höre: „Jaja, arbeitslos und dann noch Hunde haben wollen. Kostet doch alles Geld!“

Stimmt, Hunde kosten Geld. Außerdem haaren sie, sind oft anstrengend und riechen schlecht, wenn sie nass sind. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass diese Menschen kurz nachdenken, bevor sie den Mund aufmachen, oder sich vielleicht gar die Mühe machen nachzufragen. Ich denke, sie wäre überrascht, denn ich bin sicher, dass es sehr viele dieser stillen Hundehelden gibt.

Gemeinsam besiegen sie jeden bösen Riesen!

„Ich habe heute einen Menschen gerettet....“

Luna darf das mit Fug und Recht von sich sagen!


Danke Luna und Manuela, dass ihr diese, eure Geschichte mit uns geteilt habt! Und es freut mich, dass wir euch kennen lernen durften! Gemeinsam werdet ihr auch in Zukunft alle bösen Riesen besiegen! Und falls mal die Riesen doch zu zahlreich sind, gebt Bescheid und wir rufen dann ein ganzes Rudel Hunde zusammen, die die dann verbellen! *woaff* Ich wünsche euch und allen Hunden, Menschen und anderen Lebewesen da draußen frohe Ostern!

5 Kommentare:

  1. Eine wirklich sehr emotionale und schöne Geschichte, die sehr ernst genommen werden sollte. Viel zu oft denken wir in Schubladen, ohne groß zu hinterfragen. Viel zu oft haben wir Angst davor von unseren Ängsten zu berichten. Wir hatten in der Familie einen ähnlichen Fall und auch hier hat ein Vierbeiner es geschafft einem Zweibeiner das Leben wieder lebenswert erscheinen zu lassen!

    Auch wir wünschen Luna und Manuela nur das Beste!

    Liebste Grüße

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    1. Ja, wir sollten viel öfter zu unseren Ängsten stehen...nicht selten kommt dann eine helfende Hand oder Pfote...

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  2. Das ist wieder mal das beste Beispiel dafür, dass es wahre Liebe auch nur von 4Beinern gibt... Da fragt keiner nach, was das genaue Problem ist, man wird so akzeptiert wie man ist!
    Liebe Grüße und noch alles, alles Gute!

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    1. Wahrscheinlich weil wir mehr "fühlen" und weniger "denken"...

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  3. Ich danke euch für eure Kommentare - hier und auch auf Facebook. Ich habe ja ein wenig Resonanz bekommen ;) - oft wurde ich als "mutig" bezeichnet, gerade von Betroffenen. Nun denn, bin ich "mutig"? Ich finde das nicht. Ich habe nur eine Geschichte erzählt, wie sie wohl so oder ähnlich tausendfach passiert. Wir haben wohl noch einen langen Weg zu gehen, egal ob wir direkt betroffen sind oder "nur" (ich setze das bewusst in Anführungszeichen) Angehörige.

    Wenn wir immer schweigen, wird sich nie etwas ändern. Mir gibt meine Luna Kraft - ihr habt sicher etwas Ähnliches. Also, Kinners, raus aus der schattigen Ecke und rein ins gemeine Licht der Wahrheit! Zusammen packen wir das! ;)

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