Freitag, 25. September 2015

[Gastbeitrag] Trennungshunde - Wenn Fellnasen 2 Reviere haben...

Heute geht es um ein Thema, das gar nicht mal so selten vorkommt. Ein eigentlich auch etwas trauriges Thema: Denn ihr Menschen lebt ja ganz gern in Gemeinschaften. Ihr nennt es Beziehung. Aber manchmal trennt ihr euch auch wieder. Aber was ist mit den Hunden? Da gibt es ja kein Sorgerecht oder so wie bei Kindern. Nicht selten artet das dann in einem Rechtsstreit um den "Besitz" des Hundes aus... Ist für uns Fellnasen nicht gerade angenehm, denn wir spüren eure Anspannungen. Nun lernten wir vor Kurzem Isabelle und Egon kennen. Ihr Egon ist so ein Trennungshund. Seine 2-Beiner haben eine ganz gute Lösung gefunden, wahrscheinlich weil beide Menschen ihre damaligen Schwierigkeiten nicht über das Wohl des Hundes gestellt haben. Aber lest selber wie Egon so mit 2-Revieren lebt!



Unzertrennlich: Isabelle und Egon

Ich bin ein „Scheidungskind“

Mein Name ist Egon, ich bin ein Mix und mittlerweile stolze 12 Jahre alt. Als meine „Eltern“ mich adoptierten, war ich gerade mal 3 Jahre alt und hatte auch schon einiges erlebt. Das habe ich Ihnen aber nie erzählt.

Wir waren viele Jahre eine glückliche Familie, immer zu dritt. Ich habe Sie auch mal sagen hören: „Egal was mit uns beiden passiert, wir werden uns nie um Egon streiten. Er soll niemals leiden. Wir reißen uns egal was kommt am Riemen, damit es Egon immer gut hat.“

So kam es irgendwann dann auch. „Mama“ und „Papa“ hatten sich nicht mehr lieb. Sie versuchten es mir aber nicht zu zeigen. Aber ich bin ja nicht doof *wuff*


Hab schnell verstanden, wie der Hase läuft...

Irgendwann kam der Zeitpunkt an dem Mama auszog und von da an begann das „wandern“. Meine Eltern haben das Problem aber gut gelöst, ich werde mittwochs früh zur „Mama“ gebracht und die Woche darauf Mittwochs nach dem letzten gemeinsamen Gassi wieder abgeholt.


Wieder bei meinem Frauchen <3

Wenn ich bei meiner „Mama“ bin, bin ich der König. Hier liege ich Faul rum, treffe mich mit Freunden, knabbere viel leckeres Zeug und genieße die Ruhe. „Papa“ sagt ich habe immer mind. zwei Kilo zugenommen wenn ich von „Mama“ komme. Das kann ich gar nicht glauben.

„Mama“ ist manchmal auch richtig traurig wenn Sie weiß das ich wieder gehen muss, aber dann flüstere ich Ihr ins Ohr: „Ich komme bald wieder und bin in Gedanken immer bei dir.“ Dann geht es Ihr gleich besser.

Meine „Mama“ gehört zu den Hardcore-Hundehaltern, die lieber verhungern würden, weil man keine Zeit zum Einkaufen hat. Denn man kann den Hund ja nicht schon wieder allein lassen. Sie geht auch nicht mit Freunden weg oder mal ins Kino. Sie kümmert sich durchweg nur um mich. Deswegen denke ich, diese Regelung tut auch Ihr ganz gut und Sie kann auch mal wieder etwas mit Freunden unternehmen wenn ich nicht da bin. Nur damit Ihr mal einen klitzekleinen Einblick in „Mamas“ Welt habt, erzähle ich euch etwas über Ihr Leben mit mir bzw. mein Leben bei ihr. Früher war ich nicht so lang alleine wie heute, aber „Mama“ sagt: „Lieber ein paar Stunden länger allein als wieder Tierheim“ und mal ehrlich Leute, ich schlafe eh die ganze Zeit.


*schnarch*

"Is was...?" ;-)
Ok ok, ich mache auch schon mal Blödsinn, aber mittlerweile räumt „Mama“ alles weg damit ich auch wirklich nichts mehr anfressen kann. „Mama“ sagt: „Mit dem Alter kommen solche Marotten.“ Wir gehen früh´s schön Gassi, dann gibt’s Frühstück, ich werde ausgiebig gekuschelt…ob ich will oder nicht :-) und dann geht Sie erst einmal Taler verdienen. Denn da „Mutti“ für mich nur das Beste vom Besten kauft, brauchen wir viele Taler. Sie sputet sich nach dem Taler-Verdienen immer ganz schnell nach Hause zu kommen, dann zieht sie mich an und ab ins Feld oder in den Wald. Lange Spaziergänge gepaart mit meiner Frisbee sind meine Lieblingsbeschäftigungen. Danach gibt es schon wieder Abendessen und weil ich so ein Geier bin, kurz drauf noch was zu knabbern. Irgendwo her müssen ja die Röllchen kommen die ich bei „Papa“ abtrainiere. :-)


HABS :-)



Meine heißgeliebte Frisbee :-)

Die Wochenenden dagegen sehen schon anders aus. Wir treffen uns mit Freunden zum Spazieren gehen oder sind mal übers Wochenende bei meinem Herzblatt, fahren die „Oma“ besuchen oder wie letztes Wochenende auf einem Fotoshooting. Ich sag euch, so viel Aktion und so viele tolle Menschen die mich Gekrabbelt haben. Neue Kumpels und Kumpelinen habe ich auch kennengelernt. Ach es war schon anstrengend. Dann hat die „Mama“ mit mir Frisbee gespielt, ich glaube dabei wurde ich geknipst, aber das war mir so egal. Hauptsache spielen.

Bis wir endlich daheim und noch mal spazieren waren, war es so spät, dass ich nur noch Abendessen und meine Couch wollte. Freunde, die Mama tut was Sie kann, um mich zu bespaßen. Wir haben dann auch beide den Poppes nicht mehr von der Couch hoch bekommen. :-) Zum Glück ist nicht jedes Wochenende so turbulent.
 

Erstmal ausruhen...

Beim „Papa“ ist das schon etwas anders. Auch er lebt „Hund“. Deswegen habe ich dort auch noch drei Schwestern und immer High Life in Dosen. Hier bekomme ich die angezüchteten Speckrollen von „Mama“, auf dem Hundeplatz wieder abtrainiert *schmunzel*

Auch „Papa“ ist sicherlich ein wenig traurig und froh, wenn ich wieder bei Ihm bin, aber dank meiner Geschwister ist es für Ihn nicht so schlimm.

Für mich ist es absolut gar kein Problem. Denn ich weiß, es lieben mich beide über alles und ich habe bei beiden meine Freiheiten, Vorzüge und Liebe. :-)
 

Hab dich lieb!
Bitte denkt nicht immer nur an euch sondern auch an uns. Wir sind eure „Kinder“. Tragt euren Streit nicht auf unserem Rücken aus. Wenn man will, schafft man diesen Weg gemeinsam, auch wenn man getrennt ist. Ihr habt eine Verantwortung übernommen und diese erlischt nicht sobald Ihr euch nicht mehr lieb habt.

Wuffige Grüße
Euer Opa Egon




Vielen Dank Egon, dass du uns von deinem Leben als Trennungshund erzählt hast. Diese Offenheit hilft vielleicht auch anderen, die mal in diese Situation kommen. Ich finde es jedenfalls toll, wie deine Menschen das für dich und zu deinem Besten gelöst haben. Genieße die Zeit mit deine 2-Beinern in deinen 2 Revieren!





2 Kommentare:

  1. Es gibt Situationen im Leben, die kann man nicht planen, die passieren einfach. Man kann sich noch so lieben. Irgendwann vielleicht nicht mehr und ich finde es gibt nichts Schlimmeres, als den gemeinsamen Vierbeiner dann "abzuschieben". Es sitzen so viele Trennungshunde im Tierheim, ich finde das ganz schrecklich. Umso schöner finde ich es die Geschichte von Egon zu lesen und wie toll seine Zweibeiner mit der Trennung und dem "gemeinsamen Sorgerecht" umgehen. Wirklich ein schönes Beispiel dafür, wie es laufen kann und wie es laufen sollte.

    Liebste Grüße

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    1. Ja stimmt, vieles im Leben ist unvorhersehbar. Da sit es ganz gut, dass wir Hunde im Jetzt leben... Doch auch wenn nicht alles planbar ist, so ist doch vieles organisierbar; ich finde, dass sollten die 2-Beiner auch mit uns Fellnasen tun, wenn sie sich trennen. Egal wie die Regelung dann aussieht, alles ist besser als im Tierheim zu landen!

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