Sonntag, 28. August 2016

Meine Geschichte bevor ich meinen Menschenpartner traf... (Teil 3)

Farben! Das war ja alles bunt! Okay, Rot und Grün sahen recht ähnlich aus, aber endlich konnte ich sehen! Nach so viele Tagen in der Dunkelheit – nur auf meine Nase und mein Gehör angewiesen. Blinzelnd sah ich mich um. Naja, wirklich heller war es nun nicht – in dem Keller brannte kein Licht. Aber ich konnte endlich einmal meine Geschwister sehen! Und meine Mutter!

Sogleich rannte ich fiepsend und freudig wedelnd auf sie zu – das war alles so wuffig spannend (nur konnte ich damals noch nicht wuffen, es kam nur ein Fiepsen raus). Beruhigend leckte sie mein Fell. So sah also die Welt aus? Dunkel, grau, dreckig...überall lag schon der Kot meiner Geschwister und meine Mutter. „Nein, mein Sohn, so sieht nur dieser Kellerraum aus. Die Welt ist viel heller und bunter.“ Noch mehr Farben?, schoss es mir erwartungsvoll durch den Kopf...

Als ich das von meiner Mutter erfuhr, da war er wieder: der Drang diese Welt zu erkunden und dieses andere seltsame Gefühl, das mir sagte, dass ich zu jemanden gehöre. *amohrkratz* Doch da riss mich etwas jäh aus meinen Gedanken...Geräusche, Gerüche...der Mensch kam wieder!

Bist du an meiner Seite beim Erkunden der Welt?

Endlich würde ich dieses seltsame Wesen auch sehen! Meine Geschwister hatten ihn auch schon bemerkt...aufgeregt liefen einige zur Wand unserer Wurfbox. Sie freuten sich tatsächlich auf ihn...war es doch die einzige Abwechslung am Tag...obwohl er nicht gerade freundlich oder rücksichtsvoll mit uns umging. *brumm* Meistens schob er uns einfach mit den Füßen beiseite. Oder er hob uns und wendete uns, so dass manchem meiner Geschwister sogar schlecht wurde. Einmal hatte eine Schwester ihn angekotzt, woraufhin er sie sogleich fallen ließ und ganz laut geschimpft hat. Verstand ich gar nicht, seine Wut, schließlich war doch eh alles dreckig. Außerdem war er doch selber schuld, dass meiner Schwester schlecht wurde...

Aber wie gesagt, meine Geschwister freuten sich dennoch über seinen Besuch. Ich mich ja auch irgendwie...aber ich gehörte zu den skeptischeren meines Wurfes...

Die Tür öffnete sich...und da stand er: Auf nur 2 Beinen? Wieso fällt der nicht um? Kein Fell? Wird dem denn nicht kalt? Und was sollen die Vorderpfoten da sinnlos an der Seite baumelnd? Seltsame Wesen diese...diese...diese...*amohrkratz* Felllose Primaten! *wedel*

Und dieser felllose Primat drückte meine mutigsten Geschwister, die sich als nächstes an ihn heran getraut hatten, wieder mit seinen Füßen unsanft beiseite. Er roch diesmal anders als sonst...ein anderer Geruch mischte sich unter den Schweiß und dem Alkohol...es roch irgendwie lecker (der neue Geruch, nicht der Schweiß und der Alkohol!).

Bist du es? auf den ich gewartet habe? Mein Partner?

„Na da schau her, die meisten haben ja schon die Augen auf“, hörte ich seine Stimme. „Dann fangen wir gleich mal mit dem Training an, denn Welpen haben viel zu lernen...“ Irgendwas in seiner Stimme schenke ich wenig Glauben...besonders vertrauenerweckend roch er ja eh nicht...

„Ich hab auch Futter für euch. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Wie begrenzt dieses Vergnügen war, sollte ich erst später erfahren. Zuerst lernte ich eine der ersten „harten Lektionen“ kennen... Der Mensch füllte das lecker riechende Futter aus seiner Tasche – später erfuhr ich, dass sowas Tüte heißt – in einen Napf. Er öffnete unsere Wurfbox, zum ersten Mal kamen wir da heraus. Und dann fing er an...ging auf uns Welpen zu, bedrohlich, wild mit der Tüte raschelnd... Die Mutigsten von uns stürmten vor und bellten ihn mit ihren damals noch hellen Stimmchen an. Unsere Mutter versuchte uns zu verteidigen, uns zu beschützen...doch sie kam nicht heran, denn sie war angeleint... *brummm*

Die Welt ist ganz anders, als ich sie bisher kannte...echt wuffig spannend!

Ich gehörte nicht zur 1. Reihe der Angreifer, eher zu den 2. ... ich blieb also in etwa auf der Höhe meiner Mutter. Die weniger Mutigen von uns versteckten sich hinter ihr, die besonders Wagemutigen wagten sich sogar ein oder zwei Hüpfer voraus... Irgendwann war diese bedrohliche Situation vorbei. Der Mensch griff zum Napf, stellte ihn hin und betrachtete zufrieden wie die mutigsten von uns als erstes zum Napf stürmten. Es reichte gar nicht für uns alle...und naja, das beste Futter war es wohl auch nicht gerade...aber wir hatten Hunger...und daher begannen auch einige meiner Geschwister andere von uns vom Napf wegzujagen. Bei mir haben das auch einige versucht, ein paar sogar mit Erfolg... *schüttel*

Der Mensch beobachtete uns dabei, zumindest beim ersten Mal. Ich roch seine Zufriedenheit... „Toll, gerade ihr mutigen Racker werdet einen satten Preis erzielen. Und euch andere werden wir auch schon gewinnbringend los werden.“ Dann verschwand er, während wir uns um die letzten Brocken stritten...

Unsere Mutter versuchte zu schlichten. Aber sie kam nicht an uns heran. Denn der Mensch hatte den gedankenlos den Napf außerhalb ihrer Reichweite hingestellt. Als alle Brocken vergeben waren und ich ihr Winseln hörte, tapste ich zu ihr. Ich wollte wissen, was er da mit uns gemacht hatte und warum?

Erstes Beschnüffeln von nachbarschaftlichen Gefilde...hier im Düsseldorfer Hofgarten

Mutter signalisierte mir: „Er hat euch getestet, er wollte wissen wer die Mutigsten und Aggressivsten unter euch sind. Er wollte euch mit der raschelnden Tüte nervös, im besten Fall sogar aggressiv machen.“ Aber warum?, wollte ich wissen. „Genau weiß ich das auch nicht mein Sohn, aber die Mutigsten und Aggressivsten verschwinden immer als erstes – und oft höre ich dabei das Wort „Hundekampf“. Sie lassen uns kämpfen? Etwa gegeneinander? „Ja mein Sohn, sowas tun Menschen...“, signalisierte sie mir mit Trauer und auch schmerzlichen Erinnerungen. Erst jetzt bemerkte ich die Narben auf ihrem Körper (meine Augen waren ja erst seit ein paar Stunden geöffnet)...

Der Mensch kam noch so manches Mal. Jedes Mal brachte er Futter, jedes Mal machte er uns vorher wild – ziemlich oft mit einer Tüte, aber auch mit anderen Gegenständen und Methoden. Und immer war das Futter zu knapp für uns alle (wenigstens vergaß er nicht jedesmal unsere Mutter). Dennoch freuten sich viele meiner Geschwister über seinen Besuch...es war ja die einzige Abswechslung in unserem Kellerleben und immerhin gab es Futter, wenn auch wenig...zu wenig, satt wurden wir nie, Streiterei untereinander gab es immer um die letzten brocken...dennoch freuten wir uns über seinen besuch, wir Hunde sind so...wir freuen uns selbst dann bei euch Menschen, wenn ihr uns nicht wohlgesonnen seid...

Das sind also Blätter...kenn ich nicht...und du meinst echt, die sind ungefährlich? Ich vertrau dir, Partner!

Zum Glück sollte ich bald den Unterschied erfahren, dass es auch andere Menschen gibt. Doch zuvor, da fing es an. Die ersten von uns verschwanden. Manchmal, wenn der Mann kam, da nahm er den ein oder anderen, manchmal auch zwei oder gar drei von uns nach dem Essen mit. Meistens sahen wir unsere Geschwister nicht wieder.

Wohin sind sie?, wollte ich von unserer Mutter wissen. „Das weiß ich nicht, mein Sohn. Weg. Bei den Menschen wahrscheinlich.“ Also raus? In die Welt? Und was dann? Lebten alle Hunde dann in so dunklen und dreckigen Kellern wie wir? Würde ich wenigstens einen Blick und vor allem eine Nase in die Welt werfen können, bevor ich wieder in einen Keller komme? Und wo und was war dieser Teil, der mir noch fehlte, der da draußen auf mich wartete... *gähn* Mit diesen Gedanken schlief ich nach den aufregenden Erlebnissen des ersten Tages mit geöffneten Augen ein...
 

Im nächten und abschließenden Teil erfahrt ihr dann, wie ich raus kam und zum aller ersten Mal meinen 2-beinigen Partner traf. Und als kleine Überraschung wird dann auch mein Menschenpartner einen Beitrag schreiben. Denn ich änderte alles in seinem Leben. Was genau, das wird er euch dann offenbaren. Also: Stay tuned! Bleibt mit der Nase dran! 


Die beiden anderen Teile meiner Geschichte findet ihr hier:


1 Kommentar:

  1. Spannend bis zum Schluss!
    Eine traurige Geschichte mit Happy End für einen Welpen🐾

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