Eben noch hing Ricos Nase dicht am Boden, doch plötzlich richtet er den Kopf auf. Die Ohren nach vorn, die Nase im Wind, ihre beiden Flügel vibrieren leicht. Alles klar, mein kleiner Doggen-Mix hat irgendwas gerochen, was immerhin mehr seiner Molosser-Aufmerksamkeit gewinnen kann, als die umherwehenden Blätter. Und so wie er sich verhält, scheint da was nicht in Ordnung zu sein... Und da ich mit ihm schon im Welpenalter Star Wars ansah, äußert er seinen Unmut mit ähnlichen Lauten wie der Wookiee Chewbacca (es hätte auch schlimmer kommen können, stellt euch vor, er würde R2D2 nachwuffen).
🐶 Ohje, was‘n das für eine... *schnaufschüttel*
Ruhig Rico, was ist denn dein Problem?
🐶 Die ist nicht echt... die ist falsch...das riech ich sofort! *schnüffel*
Mein Kleiner meinte das Hund-Halter-Team, das da gerade um die Ecke bog. Sie sieht recht tough aus. Okay, etwas verlebt mit schmalen Lippen, aber das unterstrich noch ihren entschlossenen Eindruck.
🐶 Alles Fassade! *brummm*
Ja, ich weiß, mein Kleiner, ihr Hunde könnt Stimmungen riechen – da seid ihr uns Menschen mehr als eine Nasenlänge voraus.
🐶 Auch ohne Hundenase müsstest du das erkennen. Schau dir nur ihre Hündin an...
Also ehrlich, ähnlich sehen die sich aber nicht. Nichts gegen die Molosser-Hündin (wer mich kennt, weiß, dass ich auf Molosser und Windhunde stehe – als Hund!), aber wäre schon blöd für eine Frau (aber auch für viele Kerle), wenn sie einem Molosser ähnlich sieht. Optisch entsprach sie vom Stil her dem Klischee einer Prol-Ruhrpott-Tussi – quasi Atze Schröder in weiblich. Auch im darauf folgenden Gespräch macht sie einen selbstsicheren Eindruck – zumindest oberflächlich gesehen. Denn das Gespräch entwickelte sich rasch zur Selbstdarstellung von ihr...
Im Zwiegespräch :-) Foto: Der Papagraf |
🐶 Nicht vom Äußeren, du fellloser Primat! Ich meine von der Art... die Hündin ist mega nervös, unsicher, ängstlich, respektlos, distanzlos...schlecht sozialisiert.
Ach, und du meinst, das spiegelt die Halterin wider?
🐶 Klar! So wie ich dich ja auch. *jawohlwoaff*
Wie der Herr so's Gescherr *stolzwedel* Foto: Der Papagraf |
So durch meinen kleinen Doggen-Wookiee gewarnt, fühlte ich der Hundehalterin auf den Zahn. Sie hatte die Hündin bereits als Welpe, erfuhr ich so. Über andere lästern war offenbar ihr Haupthobby – und klar, sie wusste alles besser. Ihr Lachen war so künstlich wie die Lippen von Dolly Buster. Sie selber hielt sich offenbar aber für eine Mischung von Angelina Jolie und Marie Curie. Und siehe da, nach schon zwei absichtlich provokanten Sprüchen von mir, offenbarte sich schnell ihre Dünnhäutigkeit (oder heißt das bei Hundehaltern Dünnfelligkeit?) und Unsicherheit. Also nicht kritikfähig und rechthaberisch war sie auch. Gar nicht verwunderlich, dass sie innerlich mega nervös war, unsicher, ängstlich, respektlos, distanzlos...schlecht sozialisiert – eben wie ihre Hündin. Auch bei anderen Hundebegegnungen machten wir ähnliche Erfahrungen. Okay, nicht jeder Halter ist so unsicher und mit sich unzufrieden, dass er sich eine Fassade aufsetzt. Aber irgendwie widersprachen solche Begegnungen dem Spruch „Wie der Herr, so‘s Gescherr“ - und bestätigten ihn aber auch gleichzeitig. Was Äußerlichkeiten angeht, stimmt diese „Hundeweisheit“ nach unseren Erfahrungen nicht so oft. Okay, bei weiblichen Haltern findet häufig eine gewisse farbliche Angleichung statt – besonders in so einer Modemetropole wie Düsseldorf, wo wir ja auch leben. Aber gerade bei Haltern, die ihre Hunde seit dem Welpenalter haben, stellten wir schon viele charakterliche Parallelen fest (während wir das bei Hunden, die schon als Ausgewachsene zu ihren Haltern kamen, selten beobachten konnten – klar, die charakterliche Entwicklung verlief ja auch lange Zeit nicht als Hund-Mensch-Team).
🐶 Und wenn du mich nicht hättest, dann hättest du das frühestens nach 'nem langen Gespräch herausgefunden. *frechwedel*
Stimmt, du hast das sofort gerochen – und deswegen sie auch von mir geblockt. :-) Aber soooo lange hätte ich sicher nicht gebraucht, nicht einmal ein kurzes Gespräch – ein Blick auf ihre Hündin verrät ja schon alles.
🐶 Siehste, das ist der Unterschied: Ich musste sie dafür nicht einmal sehen – ein, zwei Riecher haben mir gereicht. Und das war, bevor du sie überhaupt wahrgenommen hast. *frechschau-stolzwedel*
Und wie immer hast du das letzte Wort... :-)
🐶 Klar, du bist doch mein Cerebral-Interface... und noch was, Partner: Wir haben auch viel gemeinsam – auch wenn du kein gestromtes Fell hast und nur auf zwei Beinen läufst. *anlehn*
PS: Dieser Beitrag erschien zuerst in der Druckausgabe der Zeitschrift "Partner Hund" (Ausgabe 10/2016 S. 22).
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