Unser komplettes Rudel Foto: Ruggero de Pellegrini |
Doch als Djury und Smilla dann in ihre Stehtage kamen, war es doch zu viel des guten Duftes für Don Ricotta. Ständig wimmerte er und wollte zu seinen Herzdamen, die ihn ja quasi mittels ihres Geruches zu sich riefen. Und da er ihrer nicht habhaft werden konnte, versuchte er immer wieder mich zu besteigen. Egal wie viel Verständnis ich auch aufbrachte, egal wie oft ich ihm auch "erklärte", dass ich nun wirklich kein adäquater "Ersatz" bin - das geile Döggelchen ließ nicht locker und versuchte es immer wieder. Den beiden Damen erging es übrigens nicht besser, denn da sie keinen Rüden zur Verfügung hatten, versuchten sie sich gegenseitig zu besteigen. Und wenn meine Wenigkeit ihnen mal zu nahe kam, dann drehten sie ob meiner männlichen Pheromone so richtig auf, manchmal so richtig hysterisch - immerhin versuchten sie nicht, mich zu besteigen, doch dafür boten sie mir regelmäßig ihr Hinterteil an. 😂
Zum Glück durften Rico und ich das Haus einer netten Nachbarin als Asyl benutzen. Und so zog ich dann nach 2 (fast) schlaflosen Nächten kurzerhand mit dem Döggelchen bei ihr ein. Aber lest selber, wie es uns so im "Rüden-Exil" ergangen ist!
Die 1. Nacht im "Rüden-Exil"
Der Abend war noch recht unruhig. Kein Wunder, hatte Rico noch den verlockenden Duft von Djury und Smilla in seiner Nase. Hinzu kam die etwas ungewohnte Umgebung. Mehr als erstaunt, schaute er mir zu, wie ich das Sofa zum Schlafplatz dekorierte. Doch kaum lag das Bettzeug drauf, da sprang er dazu und wollte mich "sexuell missbrauchen". 😉 Und klar, als Molosser, die für ihre Eigenständigkeit und Dickköpfigkeit ja bekannt sind, reichte ein einfaches "NEIN!" nicht. Mehr als sonst musste ich es wiederholen. Was er mit einem unwilligen Brummen quittierte. Das hielt ihn aber auch nicht davon ab, es etwa 10 Minuten später nochmals zu versuchen... An Essen dachte er gar nicht, was gerade bei ihm als Nahrungsmittelhektiker eine Besonderheit ist. Noch nie verschmähte er sein Futter, auch nicht bei vorhergehenden Läufigkeiten, doch bei einer Doppel-Läufigkeit verging selbst ihm offensichtlich der Appetit. Und nach jedem Gassigang, war das Döggelchen wieder "voll drupp", lag doch der Geruch seiner Herzensdamen in der Luft... Das kann ja heiter werden, dachte ich so bei mir, hoffentlich bessert sich das morgen.
Der 1. Tag im "Rüden-Exil"
Am nächsten Morgen wachte ich recht verschlafen auf. Zwar hatte ich mehr Platz gehabt als in den Nächten davor (denn Rico schlief bei uns im Schlafzimmer, während die läufigen Damen im Wohnraum lagen), jedoch sorgte des Döggelchens "Unruhe" nicht gerade für einen erholsamen und vor allem durchgängigen Schlaf. Außerdem meldete sich mein Magen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich zwar an das Nötigste gedacht habe, eben Bettzeug und Futter für den Hund, aber für mich selber hatte ich nur was zu trinken dabei. Da ich ohne Kaffee am frühen Morgen mehr als orientierungslos bin, trottete ich daher rüber zu meiner Freundin Kerstin um erstmal zu frühstücken und vor allem Kaffee intus zu bekommen. GROßER FEHLER! Denn Djury und Smilla begrüßen mich mehr als überschwänglich, so als wollten sie sagen: "Endlich ein Rüde! Zwar ohne Fell und auf nur 2 Beinen, aber egal, besser als nichts." Ihr verlockender Duft hing also an mir. Und als ich dann wieder zurück ging, drehte Rico erneut voll auf. Der unten wohnende Nachbar sagte mir, dass mein Hund während meiner Abwesenheit "geheult hat wie ein kaputter Stabmixer". Ein wenig Erleichterung brachte dann unser Gassigang. Wobei auch dabei Rico mehr als sonst alles beschnupperte. Er suchte offenkundig nach seinen Weibchen. Zurück vom Gassi wollte ich ihn füttern, doch noch immer hatte er keinen Appetit. Ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass so 1 oder 2 Tage ohne Nahrung nicht wirklich Grund zur Sorge wären. Schließlich bekommen Wildhunde ja auch nicht jeden Tag was zu fressen und so manche Ernährungsexpertin empfiehlt ja auch bei unseren Haushunden, einen Tag in der Woche nicht zu füttern. Da ich ohne Laptop ins Nachbarhaus gegangen war, konnte ich auch nicht arbeiten. Egal, es ist eh kurz vor Silvester, hatte alles Wichtige vorher erledigt und Rico geht halt vor. Also mache ich das Beste aus unserer Lage und wir nutzen die Zeit zum gemeinsamen Relaxen. Immerhin hatte ich seit einer Woche oder mehr kein TV mehr geschaut - entsprechend neugierig war ich denn auch auf die Nachrichtenlage. Also ab mit dem Döggelchen aufs Sofa und Glotze an. Doch schon nach einer halben Stunde musste ich feststellen, dass die Fernsehsender tagsüber aller unterstes Prekariats-Sendungen laufen lassen, die auch die letzte Hirnzelle zum Schmelzen bringen. Schnell macht sich bei mir daher Langeweile breit, nur unterbrochen von Ricos sexgetriebenen Einsätzen. Irgendwann bin ich sogar so weit, in irgendeiner Facebook-Gruppe mal nachzufragen, wie man seinem Rüden einen runterholt - nicht, dass ich da wirklich mit nutzbringenden Infos gerechnet habe, vielmehr weil mich der Ansturm der Entrüstung so mancher tussihaften Besserwisser-Nutzerin amüsiert hätte (ist so ähnlich, als wenn man in eine Hundefutter-Gruppe schreibt, dass man Frolic seinem Fellfreund gibt). Ich entscheide mich dagegen (nicht mangels Humor, vielmehr mag ich keine Zeitverschwendung), und so entscheide ich mich für einen längeren Spaziergang mit Rico. Schließlich hilft Bewegung beim Stressabbau und vielleicht bekommt er ja so ein wenig Appetit. Nach einer ausgedehnten Runde biete ich ihm wieder sein Futter an, welches er jedoch noch immer verschmäht. Erst nach mehrmaligem Aufmuntern und Zureden lässt sich das Döggelchen dazu herab, doch ein paar Bissen zu kauen. Irgendwie werde ich aber das Gefühl nicht los, dass er es eher mir Zuliebe tut. Ein Telefonat mit Kerstin erbrachte, dass es ihr auch nicht viel besser erging mit zwei sexuell hochmotivierten Hündinnen: Immer wieder versuchten sie sich zu besteigen, sprangen fast schon hysterisch hin und her, gehorchten nicht die Bohne und wenn, dann nur für Sekunden. Bis zum Abend beruhigte sich Rico nur zeitweise. Und so schliefen wir dann auch erst sehr spät ein.
Na wo ist der Rüde? Wir haben extra heiße Höschen an 😂 |
Der 2. Tag im "Rüden-Exil"
Ein wenig entspannter als am Tag zuvor kam das Döggelchen schon am Vormittag zu mir und verlangte seine morgendlichen Streicheleinheiten. Dem kam ich gerne nach, bis ich merkte, dass es ihn wieder aufgeilte. Doch das wurde zum Glück durch ein für Rico ungewohntes Geräusch unterbrochen (er kennt die Wohnung und ihre Geräusche ja nicht so gut). Der Nachbar von Unten kam rauf und fragte mich, ob er mir zeigen sollte, wie die Kaffeemaschine funktioniert. Was so ein einfacher Satz doch für eine Wirkung hat: Mit der Begeisterung ähnlich einem Lotto-Gewinn bejahte ich seine Frage und unterdrückte meinen Impuls ihn dafür zu umarmen. Mit etwas Soße aus den angebeteten braunen Bohnen in der Blutbahn ging es dann zum ersten Gassi. Danach fraß das Döggelchen ein wenig; zwar unmotiviert, aber immerhin. Sein Abend-Futter fraß er auch nicht gerade mit Begeisterung, doch immerhin mehr als am Vormittag. So ganz runtergekommen war er also noch nicht. Na toll, und am heutigen Abend ist Silvester. Wir sind bei anderen Nachbarn eingeladen (zum Glück wohnen die so, dass wir von deren fester aus beide Wohnungen im Blick haben). Ich instruiere noch den Nachbarn von Unten, dass er mich bitte sofort benachrichtigt, wenn Rico wieder bellen oder heulen sollte (dabei hätte ich das vom Nachbarfenster sogar hören können, aber sicher ist sicher). Immerhin war der triebhafte Doggen-Wookiee bis zum Abend soweit beruhigt, dass ich zum Raclette-Essen gehen konnte. Er bellte und jaulte auch nicht. Aber so richtig auf die Gespräche konzentrieren konnte ich mich auch nicht. War das etwa ein Anzeichen für eine Co-Abhängigkeit? Ich wischte diesen Gedanken beiseite und beruhigte mich damit, dass dann ja jede Form von Liebe und Sorge eine Co-Abhängigkeit sei. Statt dessen hielt ich mich an dem freudigen Gedanken fest, dass in dem knapp 320-Seelen-Dorf so gut wie nicht geböllert wird zu Silvester - allenfalls die Kinder haben ein paar harmlose Knaller gehabt (zum Glück hatte ich Rico dahingehend ja schon in seiner Welpenzeit etwas "desensibilisert"). Nach dem Anstoßen um Mitternacht direkt am Bodensee machten Kerstin und ich uns sofort auf den Weg nach Hause - zu unruhig waren wir. Doch unsere Sorgen waren unbegründet: Djury und Smilla waren bester Dinge und auch Rico war recht gechillt. Dennoch war er sichtlich erleichtert, als ich wieder da war - schließlich war die Umgebung doch recht ungewohnt. Und kaum lag ich auf dem Sofa, kuschelte er sich an und schlief schnarchend ein.Die Rüden allein auf weiter Flur... 😃 |
Der 3. Tag im "Rüden-Exil"
Schon beim Aufstehen merkte ich, dass das Döggelchen wesentlich ruhiger war als sonst die Tage zuvor. Offenbar war seine hormonelle Triebfeder nicht mehr ganz so stark angespannt. Nach dem 1. Kaffee und etwas Morgentoilette ging es dann raus - zum 1. Gassigang im neuen Jahr. Das begrüßte Rico recht beswingt und da er nicht mehr so intensiv schnüffelte wie die anderen Tage, schienen ihm die läufigen Damen (die übrigens die Zeit über an ganz anderen Wiesen Gassi gingen) mittlerweile recht Schnuppe zu sein. Freundlich begrüßte uns eine ältere Dame auf Schweizer Deutsch. Ich erwiderte ihren Gruß und wünschte ihr noch ein frohes, neues Jahr. Das gab sie mir zurück und mit Blick auf das Döggelchen ergänzte sie: "Euch beiden!" Super, so viel Freundlichkeit direkt zum Jahresanfang ließ mich unweigerlich lächeln. So kann es meinetwegen weitergehen in diesem Jahr! Zurück in unserem "Hormon-Asyl" bereitete ich das Futter für Rico. Und was soll ich sagen, diesmal fraß er es auf - ganz ohne zu mucken, ohne große Überredung meinerseits. Mehr als zufrieden ging ich mit ihm auf die Couch und kraulte ihn. Ein Anruf bei meiner Lebensgefährtin Kerstin ergab, dass die Mädels noch immer recht aufgedreht waren. Läufige Weibchen halt. 😉 Ich geb zu, ich wollte nicht mit ihr tauschen. Ist ja auch klar, als Kerl versteh ich einen liebestollen Rüden besser, als sexuell-hysterische Weibchen. 😂 Der Tag verging angenehm ereignislos, so wie ich es mir von einem 1. Januar wünsche. Und da das Döggelchen auch mal wieder "normal" tickte, war alles in Ordnung. Bis auf das echt dämliche Fernsehprogramm. So manches Mal fragte ich mich an dem Abend, ob die Programmmacher wohl auch einen Hormon-Cocktail im Hirn hatten? Das wäre zumindest eine plausible Erklärung für den inhaltlichen Mist im TV. Naja, ich weiß schon, warum diverse Doku-Kanäle zu meinen Lieblingssendern gehören. Damit ich am Abend nicht wieder den Geruch der Weibchen annehme, entschied meine Freundin und ich, dass ich besser nicht zum Abendessen rüber komme. Dafür stellte sie mir im Hausflur eine Tüte mit Nudeln, Soße und ein paar Snacks. Doch die Zubereitung der Nudeln war dann noch so ein kleines Abenteuer: Der Hightech-Herd unserer Nachbarin erschloss sich mir nicht sofort - naja, sind halt andere Symbole als auf 'nem DVD-Player. 😃 Zum Glück half mir da wiedermal der Nachbar von Unten. Gierig schlang ich die Nudeln runter. Unter den wachsamen Augen des Döggelchens, der sich immer wieder seine Lefzen leckte. Super, er wird immer "normaler", dachte ich. Was auch immer "normal" bei einem Nahrungsmittelhektiker sein mag...Der 4. Tag im "Rüden-Exil"
Also an diesem Tag gibt es eigentlich nichts Außergewöhnliches zu berichten. Denn Don Ricotta zeigte sich völlig normal, so wie er sich auch verhält, wenn gerade kein Weib "lockt". Allerdings meldete sich mein Magen schon am frühen Morgen. Da merkte ich erst, dass ich für meine Verhältnisse die Tage viel zu wenig gegessen hatte. Nun, da das hormonelle Nervenkostüm des Döggelchens sich zu normalisieren schien, erlaubte ich mir einen egoistischen Gedanken: Wo bekomme ich was zu essen her? Jeder, der mich kennt, weiß, wie wichtig mir Essen ist (jaja, ich weiß, man sieht es mir nicht an, aber ich esse nunmal gerne!). Doch leider konnte ich mich diesem Gedanken - und meinem knurrenden Magen - nicht hingeben. Denn da erhielt ich die Nachricht, dass die netteste Nachbarin ever, die uns ja Asyl gegeben hat, am Abend aus ihrem Spanienurlaub zurück kommt. Kurz also Kerstin angerufen, um zu checken, wie denn die Hormonlage so bei den Weibchen aussieht: Immer noch wild, sich gegenseitig besteigend, ungehorsam... Noch bevor sie den Satz zuende gesprochen hatte, schwante mir schreckliches: Na wenn das nicht gut geht, dann würde mir nichts anderes übrig bleiben, als dennoch nach Düsseldorf zurück zu fahren. Aber erstmal die Wohnung aufräumen. Entscheiden konnten wir eh noch nichts, schließlich war unsere Informationslage ja mehr als dürftig. Ich will es nicht so spannend machen: Das Döggelchen überraschte mich mehr als positiv! Zwar fand er die Mädels durch das Gitter äußerst interessant, klar, führten doch beide das hündische Äquivalent eines heißen Poledances auf; aber bei geschlossener Tür beruhigte sich Rico wieder schnell. Ja er fraß sogar ganz normal (und das, obwohl 2 lockende Weibchen nur eine Tür weiter waren). Damit war unsere verfrühte Abfahrt nach Düsseldorf vom Tisch. Und so konnten wir nach Tagen auf der Couch endlich wieder in einem Bett schlafen - wenngleich etwas beengt, weil das Döggelchen sich recht breit machte (wir müssen die Hunde noch immer trennen, weswegen die Djury und Smilla im Wohnraum schliefen). Aber egal, DAS war ja nichts Neues und nach den Tagen im triebbedingten Exil, quasi auf der Flucht vor den Hormonen, war es das geringste Problem.Ob ich das wieder machen würde? Klar! Für mein Döggelchen immer! Denn schließlich übernahm ich damals ja die Verantwortung für ihn. Und dazu gehört es für mich auch, selbst "unbequeme" Situationen mit ihm gemeinsam durchzustehen. Und bevor wieder irgendeine Besserwisser-Tussnelda (übrigens: die gibt es bei beiden Geschlechtern!) rumstänkert (by the way: Rumtrollen oder Pöbelei ist keine Kritik, auch wenn ihr sie so nennt, was nur darauf schließen lässt, dass ihr schon seeeeehr lange nicht mehr in ein Wörterbuch geschaut habt 😎): Nein, Kastration ist keine Option für uns, solange die Hunde gesund sind (über die Gründe haben wir ja bereits in unserem Blog oder auch in unserer Kolumne im Hundemagazin WUFF berichtet, dort findet ihr auch weiterführende Links zum Thema Kastration und ihre Folgen, denn da gibt es auch viele Mythen). Schließlich habe ich mir schon vorher bewusst gemacht, was es bedeutet einen Hund aufzunehmen und mir war daher klar, dass es nicht "einfach" werden würde (aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt auch wegen Ricos Vorgeschichte). Schon der Anspruch, dass es mit IRGENDEINEM Lebewesen "einfach" sein sollte, irritiert mich ehrlich gesagt. Bei solchen Leuten, die es gerne "einfach" haben wollen, frag ich mich jedes Mal, ob die mit einem Steiftier nicht besser bedient wären. Schon verrückt, wie sich die Zeiten ändern: Früher wussten viel mehr Leute, wie ein Hund tickt (auch die Nicht-Halter) und zeigten daher auch mehr Verständnis für unsere caniden Partner. Aber vielleicht ist dieses mangelnde Verständnis auch nur eine Folge der zunehmenden Entfremdung von der Natur...oder einfach nur der sinkenden Logikbereitschaft der Menschen, die ja doch gern alles ihrem Willen "anpassen".
PS: Anders als in Deutschland, wo die Kastration ohne medizinische Indikation laut Tierschutzgesetz verboten ist, ist sie in der Schweiz erlaubt. Dennoch sehen es viele kritisch! Einen guten Artikel zu dem Thema, welcher sich auch differenziert mit den Argumenten der Kastrationsbefürworter auseinandersetzt, findet ihr hier im Schweizer Tagseanzeiger: Dreimal nicht pariert - schon wird er kastriert
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