Freitag, 26. Februar 2016

[Watchdog] Referenzen und Qualifikationen - Fragt nach! Lasst euch nicht übers Ohr hauen!

🐶 Uiii, das ist ja ne tolle Hundetrainerin...oder zumindest hält sie sich dafür...riechen tut sie eher sehr unsicher *sniff*...und naja, ein neues Deo wäre auch nicht schlecht *schnaub* Erzählt uns lang und breit von ihrem Können, zählt alles auf...auch, dass ihre Familie das ja schon ewig macht...

Aha, das sind ja tolle Qualifikationen...und seit wann ist das bei euch felllosen Primaten denn erblich? Aber vor allem: warum fallen so viele von euch auf so Ammenmärchen und Blender herein? So nach dem Motto: "Meine Familie hat früher Schutzhunde in Transylvanien (Oder nehmt irgend ein anderes Land, wo es sich schwer nachprüfen lässt.) ausgebildet...am Fuße von Schloss Dracula..."  Ne ist klar...mein 2-Beiner scherzt bei solchen Stories zuweilen und sagt entweder mit einem breiten Grinsen: "Eine rührende Geschichte." Oder wenn er lustig drauf ist: "Und ich entstamme einem Adelgeschlecht von italienischen Werwölfen." Wobei er Letzteres nicht mit einem Grinsen, sondern mit todernster Mimik und einem leichten Knurren in der Stimme sagt 😄

Auch immer beliebt: "Ich bin mit Hunden groß geworden." Nun, das ist mein 2-Beiner auch (ich bin sein 4. eigener Hund, hinzu kommen die vielen Hunde von Freunden und Ex-Freundinnen), nur hält er sich deswegen nicht gleich für nen Experten (er ist eh der Meinung, dass wir Hunde viel zu unterschiedlich sind, als das jemand Experte für ALLE Hunde sein könnte). Er sagt daher dann meist: "Freut mich für Sie. Denn das bedeutet, Sie hatten eine schöne Kindheit." Das "mehr sagt es erstmal nicht aus" spricht er nicht aus, aber denkt es so laut und sagte es mit seinem Blick, dass nur völlige Vollpfosten es nicht verstehen 😊 
  
Watchdog Rico: Nicht alles in der Hundewelt ist bunt und lustig *brumm*
Foto: Samko Fotografie

Daher will ich in der neuen Rubrik Watchdog, die euch mein 2-Beiner neulich ja angekündigt hat, mal das Thema Referenzen und Qualifikationen aufgreifen. Denn da werden viele Ammenmärchen erzählt und so mancher Blender treibt sein Unwesen. Also diese ganzen nicht wirklich überprüfbaren Referenzen, Qualifikationen und Behauptungen könnt ihr getrost vergessen. Je nachdem wie gut sie erzählt werden, solltet ihr sie in der Tat als das nehmen, was sie sind: halt "rührende Geschichten". Über die Qualität und Wahrheitsgehalt sagen sie so gut wie nichts aus. Und selbst wenn sie stimmen, dann sagen sie allenfalls was über die Qualität der Arbeit des Großvaters oder sonstigen Urahnen...

Was andere Referenzen und Qualifikationen angeht (beispielsweise Ausbildung, Seminare, Workshops etc.). Da hören wir ja des öfteren den Satz: Referenzen sagen nicht viel aus. (Seltsamerweise sagen das gerade die, die keine haben.) Das stimmt sogar zuweilen. Zumal die meisten Zeugnisse nur eine "Anwesenheit" belegen (vor allem wenn keine Prüfung verlangt wird) und noch lange kein "Begreifen" beweisen. Das ist wie mit euren Vorfahren, den Affen: Sie können auch Bücher lesen oder in Seminaren sitzen - doch den Inhalt begreifen sie allenfalls "begrenzt". Daher stimmt auch irgendwie, dass Referenzen nicht viel aussagen. ABER: gar keine Referenzen sagen sehr viel mehr aus. Beispielsweise dass derjenige meint, er wüsste schon alles und hat es nicht nötig sich mit anderem Wissen und Erfahrungen auseinander zu setzen. Und erst recht sagt es was aus, wenn derjenige sich weigert seine Referenzen und Qualifikationen (mit denen er womöglich noch prahlt) offen zu legen. Dabei wird oft der Satz verwendet: "Ich muss nichts beweisen!" Ja, auch das stimmt. Aber wir müssen auch nicht alles glauben. 😉

Mein Maximilian kann auch nicht jede Referenz genau einschätzen. Zu viele Anbieter tummeln sich am Markt, zu wenig Qualitätskontrolle findet in diesen Bereichen der Branche statt... Aber er kann einschätzen, wie jemand auf die Frage danach reagiert. Im Regelfall sind die Leute auch stolz auf ihre Leistungen und zeigen sie schon deswegen gern. Viele sind sogar geschmeichelt, wenn man sich dafür interessiert. Wer sich aber strikt dagegen wehrt, der macht sich schon verdächtig...und ganz ehrlich: rührende Familiengeschichten sind keine Referenzen! Und schon mal gar nicht eine Qualifikation!

Unter Referenzen versteht er aber nicht nur Zeugnisse oder Bescheinigungen (die im Zweifelsfall eh nur die körperliche Anwesenheit bescheinigen und noch lange nichts über die intellektuelle Aufnahmekapazität sagen). Sondern alles, was die Behauptungen von jemanden belegt. Denn so mancher behauptet zum Selbstmarketing viel im Web und in Facebook, doch wenige sind bereit es auch in der Realität zu beweisen. So auch beispielsweise Behauptungen wie "bewährt" oder "getestet". Solche Behauptungen benutzen besonders Ernährungsexperten, aber auch andere, auf die man nicht direkt kommt: So beispielsweise auch Fotografen, die ihre Effekte "getestet" haben wollen. Fragt solche Leute doch mal einfach nach, wer diese Test durchgeführt hat (ob unabhängiger Tester oder nicht) und vor allem wie (die Methoden!). Transparenz ist hier das Vertrauen schaffende Zauberwort. Das ist kein Misstrauen, lasst euch das nicht einreden! Das ist Interesse! Und die Antwort auf eure Frage ist da nicht so wichtig wie die Reaktion ;-) Als beispielsweise mein 2-Beiner nach Testergebnissen oder zumindest den Testmethoden fragte, reagierte eine "Dame" recht aufgebracht und tat ganz konsterniert, schob ihm den schwarzen Peter wieder zu...naja, sie versuchte es zumindest :-) indem sie ihn mit einem Gegenvorwurf konfrontierte: "Vertrauen Sie mir etwa nicht?" Doch sowas bringt mein Cerebral-Interface nicht aus der Ruhe, er kennt solche billigen rhetorische Tricks zu genüge aus seinem Job, und konterte dagegen mit Logik: "Ich bin es nicht, der was behauptet, es nicht belegen will und von Ihnen eine Unterschrift haben möchte. Also was ist nun, können Sie mir sagen in welchem Labor sie den Test haben machen lassen und was die Testmethoden waren?" Die darauf folgende Schnappatmung und Wortlosigkeit der "Dame" war für Maximilian nicht wirklich überraschend 😊 (Nur so als Tipp: Mit freundlicher Sachlichkeit und Logik enttarnt ihr solche Blender recht schnell und einfach! Auch lustig: Verlangt doch auch eine Unterschrift in einer Erklärung die ihr vorher formuliert habt, vor allem was die Unbedenklichkeit und Haftung angeht 😉 Wer etwas unterschrieben haben möchte, sollte doch nichts dagegen haben selber auch was zu unterschreiben, oder riech ich das als Hund falsch?)

Auch in einem anderen Zusammenhang ist es derzeit aktueller denn je, mal nach den Referenzen und Qualifikationen zu fragen. Denn so mancher versucht die Erlaubnispflich nach §11 des Tierschutzgesetzes (TierschG) zu umgehen. Wie? Manche indem sie sich in Hundesportvereinen "tarnen", da diese von der Erlaubnispflicht (noch) befreit sind. Viele indem sie sich einfach an einen Trainer hängen, der die Erlaubnis hat und in seinem Namen Seminare oder ähnliches anbietet. Der mit der Erlaubnis lässt den anderen dann als Praktikanten oder freien Mitarbeiter auf die Hunde und ihre Halter los und verdient mit. Und der andere ohne Erlaubnis umgeht diese ganz legal. Lasst euch nicht verarschen! Fragt nach, was denjenigen dazu befähigt, den Kurs oder das Seminar abzuhalten! Uns sind sogar Fälle bekannt, wo die eigentlichen Unterrichtenden (also die ohne Erlaubnis nach §11 TierschG) nicht einmal die Sachkunde nach §11 des TierschG haben - was quasi die Voraussetzung für die Erlaubnis durch die Veterninärämter ist.

Wenn ihr glaubt mich verarschen zu können, dann braucht ihr schon ne größere Nase :-)
Foto: Der Papagraf
Wir Hunde sind es ja gewohnt den Dingen auf den Grund zu gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes...mit unserer Nase. Ganz ehrlich, nur weil mir ein anderer Hund was berichtet, würde ich doch nicht darauf verzichten mal selber vor Ort zu schnüffeln 😉 Macht es also auch so! Zwar nicht mit euer Nase, aber fragt nach! Und wenn ihr Menschen euch mal nicht ganz sicher seid, beobachtet einfach uns Hunde! Wir zeigen euch schon, ob uns etwas angenehm ist oder nicht - ihr müsst uns halt nur verstehen 😉 Also ihr liebe Menschen, lasst euch als Hundehalter keinen Bären aufbinden! Euer Watchdog Rico *schwanzwedel*


Interessante Links zum Thema:


PS vom Cerebral-Interface: In diesem Beitrag geht es zwar nicht primär um die Erlaubnispflicht nach §11 TierschG, aber weil bei dem Thema einige so senibel reagieren, will ich dennoch dazu was hinzufügen: Was den Sinn oder Unsinn der Erlaubnispflicht nach §11 des TierschG durch die Veterinärämter angeht, darüber ließe sich natürlich auch trefflich diskutieren (was wir in einem anderen Blogbeitrag sicher auch wieder aufgreifen werden). Wir haben an dem ein oder anderen Punkt auch so unsere Zweifel und es ist unserer Meinung nach auch keine "Qualifikation" im klassischen Sinn. Sie ist halt streng genommen nur eine "Erlaubnis". Allerdings ist nun mal der Status quo, dass diese Erlaubnis gesetzliche Pflicht ist. Und wer Gesetze umgeht - noch dazu zum eigenen (wirtschaftlichen) Vorteil - macht sich zwar nicht unbedingt verdächtig, sollte sich aber Fragen stellen lassen. Wenn nicht, spätestens DAS macht verdächtig! *brummm* Es ist auf jeden Fall erklärungsbedürftig, warum man das Gesetz umgehen möchte - und wenn, dann sollten dennoch die Qualifikationen stimmen und nachvollziehbar sein. Schon im eigenen Interesse, denn Transparenz schafft Vertrauen - und das ist ja für beide Seiten gut! Denkt einfach daran wie wichtig ja auch das Vertrauen von unseren Hunden ist!

🐶 Dem hab ich nichts hinzuzufügen, Maximilian, außer *jawohlwoaff*

Und wieder hast Du das letzte Wort, Rico... *seufz*

🐶 Klar! Mein Beitrag, ein Blog 😀 Und noch was: du kannst fast genauso gut brummen wie ich *schwanzwedel-frechschau*


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6 Kommentare:

  1. Ein sehr komplexes Thema sehr gut dargestellt und trifft aus meiner Sicht den Nagel auf den Kopf - oder auch den Nagel IM Kopf so manch eines Trainers. Glücklicherweise kenne ich auch andere, die durchaus selbstkritisch sind und ihre Grenzen kennen, aber das ist vermutlich auch eine Frage des Alters und der Erfahrung.Natürlich ist der Artikel (GsD) insgesamt weiter gefasst, ich habe mich hier jetzt lediglich aus Zeitgründen und aufgrund aktueller Erfahrungen auf die Trainer beschränkt. Darüber hinaus glaube ich mittlerweile in vielen Fällen gar nicht mal unbedingt, dass ihnen die Hunde im Gegensatz zu ihrer Profilierung egal sind - zumindest nicht bewußt - sondern eher, dass sie sich der Tragweite und Verantwortung dessen nicht ansatzweise im Klaren sind.
    Das wiederum kreide ich ihnen durchaus an, denn Nicht-Denken ist kein Zwang...

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    1. Naja, eigentlich geht es in dem Beitrag ja nicht nur um Trainer, sondern allgemein um Leute die irgendwas behaupten, aber nicht den Beweis antreten wollen...sicher zeigt sich das anhand des Beispiels Trainer am besten, aber da gibt es ja auch andere in der breit gefächerten Hundebranche... Aber sind ja nicht alle gleich. Und wir kennen auch ein paar sehr gute Hundetrainer! Gerade aus den Gesprächen mit denen ergab sich das Thema ja auch, denn die leiden (neben uns einfachen Hundehaltern und Hunden) unter den Profilneurotikern am meisten, die mit Ammenmärchen auf Kundenfang gehen.

      Der Tragweite nicht bewusst - in echt interessanter Aspekt! Darüber sollten einige nachdenken!!! Aber wie du ja schon selber schriebst, gerade beim nach- und mitdenken hapert es ja leider bei einigen Leuten oft...

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  2. Solch eine tolle Begegnung hatte ich auch schon..beim ersten Mal noch frische Hundehalterin mit flauschigem 10 Wochen Labbiwelpen an der Leine. Ich hab das alles also für bare Münze genommen und habe auch noch dafür bezahlt. Für 5 Stunden im vorraus 🙈 ich Trottel! Nach der 2. Stunde dachte ich mein Hund sei lernresistent und ich sowieso. Es war schrecklich! Mit den Worten "so nun haltet eure Welpen fest ich hole meinen Hund rein und ich kann für nichts garantieren" holte er seinen Schäferhund in die Halle und zeigte irgendwelche Tricks..siehe oben ich bezahlte für die Zeit die ich anwesend war..um einem anderen Hund beim spielen zuzusehen 🙈👎 Ich bin nie wieder hin und habe es selbst in die Hand genommen <~~ kann unmöglich schlechter gewesen sein als dieser "Trainer"

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    1. Ja, solche Leute haben es eben nur aufs Geld abgesehen und auf ihre eigene Profilierung...der Hund (zumal es nicht der eigene ist) ist ihnen wohl dabei meist egal...zum Glück sind ja nicht alle so...

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  3. Schön und gut! Allerdings ist die Erlaubnis für Hundetrainer nach §11 leider kein Qualitätsmerkmal, da viele Trainer mit fragwürdigen Methoden weiter machen, wenn sie die Erlaubnis erst haben. Außerdem ist die Sachkundeprüfung keine Voraussetzung für die Erlaubnis für Hundetrainer.

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    1. Yo, aber genau das steht ja bereits im Beitrag, wie du sicherlich auch gelesen hast. Aber fein, dass du es nochmal wiederholst. ;-)

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