Mittwoch, 10. August 2016

[Gastbeitrag] Hundefutter - die neverending Story von Anke Jobi (Clean Feeding)

Beim Thema Futter scheiden sich ja die (Halter-)Geister. :-) Es ist eines der Themen, die am häufigsten "Religionskriege" in den Sozialen Netzwerken entfachen. Insofern sind Fettnäpfchen - ach was: ganze Fettfässer geradezu vorprogrammiert. Wer zu dem Thema schreibt beweist eine geradezu wagemutige Diskussionsbereitschaft - und ein dickes Fell. Beides hat Anke Jobi von Clean-Feeding (früher auch bekannt von "Lucie's Hundefutterblog"). Außerdem betreibt sie noch die Webseite Onilne-Campus für Hundeernährung. Denn sie ist Ernährungsberaterin für Tiere (Schwerpunkt: Hund) und Tierhomöopathin; außerdem noch Hundeverhaltensberaterin. Zusätzlich macht sie gerade eine weitere Hundeernährungsberater-Ausbildung in einer Naturheilkundeschule. Sie hat also ein breites Fachwissen zum Thema Hundeernährung. 

Auf jeden Fall mehr als du! Das ist ja nicht gerade dein Spezialgebiet... *frechwedel* 

Stimmt Rico. Daher freue ich mich ganz besonders über ihren Gastbeitrag in unserem Blog. Aber lest selber, was Anke zum Thema Hundefutter zu sagen hat - und ich kann euch schon jetzt verraten: danach seht ihr einiges lockerer!


Lucy, Anke Jobi und Leo (v.l.n.r.)
Foto: Anke Jobi

Hundefutter – die neverending Story


Hallo, mein Name ist Anke Jobi und ich berate Hundehalter rund um die Ernährung ihrer Vierbeiner – und das mit einer ganzheitlichen Sicht, welche vor allem durch die Naturheilkunde entstanden ist. Die Hundeernährung ist ein Thema, das in der heutigen Zeit sehr emotionsbeladen ist. Wer das nicht glaubt, muss sich nur einmal die Mühe machen, in diversen Internet-Foren oder Facebook-Gruppen Diskussionen rund um den Hundefutternapf zu verfolgen.

Letztendlich ist es natürlich nicht anders, als die Meinungsverschiedenheiten rund um die menschliche Ernährung. Nur die Ausgangspositionen variieren etwas. Mir ist zumindest keine Richtung bekannt, aus der propagiert wird, die einzig wahre und gesunde Methode, sich als Mensch zu ernähren, wären Fertigprodukte, welche mit synthetischen Nährstoffen ausgestattet sind, die den menschlichen Bedarf Milligramm-genau abdecken.


Allesfresser Mensch contra Fleischfresser Hund


Hunde gehören zur Gruppe der sogenannten Carnivora, sie werden also zu den Raubtieren gezählt. Das heißt aber nicht, dass sie tatsächlich reine Fleischfresser sind. Ihre anatomischen Voraussetzungen lassen allerdings den Schluss zu, dass Fleisch zumindest eine wichtige Rolle spielt in ihrer Ernährung, schließlich stammen sie vom Wolf ab und der ernährt sich natürlich hauptsächlich von Beutetieren.

Menschen gehören zu den Allesfressern, zu den sogenannten Omnivoren. Schaut man sich in der heutigen Zeit die Ernährungsgewohnheiten vieler Menschen an, könnte man sie allerdings fast schon zu den Fleischfressern zählen. Den Hunden dagegen wurde in den letzten Jahrzehnten zunehmend Futter untergejubelt, das wiederum eher dem Pflanzenfresser zustehen würde. Also ich meine, irgendwie läuft da doch wohl einiges schief …

Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da lief das alles noch in geordneten Bahnen ab. Noch zu Zeiten unsere Großeltern handelte es sich bei Fleisch um ein wertvolles Gut. Es gab den berühmten Sonntagsbraten, der wirklich noch etwas Besonderes war. Irgendwann kam dann jemand auf den Gedanken, alle Menschen müssten sich Fleisch leisten können und das tagtäglich (schließlich ist es nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund). Und so machte die Industriealisierung auch vor dem Umgang mit Nutztieren nicht halt. Genauer betrachtet war die Entwicklung, die dann folgte schon eine recht paradoxe. Während der Allesfresser Mensch immer mehr zum Fleischfresser mutierte, bekam der Fleischfresser Hund immer weniger vom nun massenhaft zur Verfügung stehenden Fleisch.


Lucy und Anke haben gut Lachen! :-)
Foto: Anke Jobi

Das Hundefutter verkam immer mehr zu einer undefinierbaren Mischung aus billigen Rohstoffen, welche durch entsprechende Zusätze aufgewertet wurden. Der Hund mit seiner empfindlichen Nase wurde durch künstliche Geschmacksstoffe darüber hinweg getäuscht, dass er da eigentlich nur noch Müll fraß. Hundefutter stellte sich mehr und mehr als lukratives Geschäft heraus, entsprechend wurde die Konkurrenz immer größer, was dazu führte dass die Rohstoffe immer billiger werden mussten um entsprechend mithalten zu können. Ein leichtes, wo man im herkömmlichen Hundefutter ja eh nicht mehr erkennen kann, was drin ist.

Doch irgendwann fingen die Hundehalter an, sich zu wehren. Spätestens als Hans-Ulrich Grimm sein Schwarzbuch Tierfutter auf den Markt warf, wurden viele Hundehalter hellhörig. Natürlich hatte sich die Futtermittelindustrie im Vorfeld dagegen gewehrt und versucht die Veröffentlichung zu verhindern, hat aber nix genützt, das Buch kam trotzdem auf den Markt. Und mit ihm eine neue Sicht der Dinge.

Nun ging ein neuer Trend los. Der Trend Getreide zu verpönen und natürlich der Trend, seinen Hund zu Barfen. Barfen – die einzige Möglichkeit, seinen Hund WIRKLICH gesund zu ernähren. Hätten das mal die Millionen Haushunde der letzten 15.000 – 30.000 Jahre gewusst, sie wäre prompt alle tot umgefallen. Gebarft wurden von denen wohl die wenigsten (außer vielleicht solche, die mit Menschen zusammenlebten, welche sich ebenfalls hauptsächlich von Fleisch ernährten, wie z.B. die Inuiten oder Eskimos).

Nicht dass ich was gegen das Barfen hätte – ich denke nur einfach nicht, dass es wirklich nötig ist, die Hundemahlzeiten ständig nach irgendwelchen Konzepten auszurichten.

Die Natur ist immer ein gutes Vorbild (damit meine ich jetzt nicht unbedingt den Wolf). Der Pandabär z.B. hat sehr deutlich gezeigt, dass sich ein Lebewesen auch in seiner Ernährung immer den äußeren Umständen anpasst. Deshalb ernährt sich der eigentliche Fleischfresser schon seit sehr langer Zeit hauptsächlich von Bambus. Allerdings ist seine Art bedroht, was vielleicht nicht zuletzt auch diesem Umstand zu verdanken ist, denn es scheint so, als wäre sein Organismus nicht mehr in der Lage ein Gleichgewicht herzustellen, weshalb er vor allem durch den Befall von Parasiten bedroht ist.


Was ist also für Hunde die richtige Ernährungsform?


Die richtige Ernährungsform auch von Hunden muss sich sowohl nach der Nachfrage (also den Voraussetzungen, die der Hund mitbringt) als auch nach dem Angebot richten. Da wir aber eigentlich dabei sind, den Fleischkonsum allgemein wieder zu senken und die Massentierhaltung einzudämmen, können wir andererseits nicht hingehen und den Fleischkonsum von Hunden immer mehr in die Höhe treiben. An dieser Stelle wird es problematisch, z.B. ein Konzept wie Barfen als Grundlage heranzuziehen.

Nimmt man sich die zugrunde gelegten Bedarfswerte für Hunde vor, stellt man fest, dass z.B. der Proteinbedarf gar nicht mal so hoch ist. Der lässt sich z.B. auch leicht abdecken, wenn ca. 50% der Futterration aus Fleisch besteht. Allerdings sollte er dann auch wirklich aus Fleisch bestehen, mit Proteinen aus pflanzlichen Quellen können Hunde nämlich nicht wirklich viel anfangen.

Außerdem stellt sich auch weiterhin die Frage, weshalb Hunde nach Nährstofftabellen ernährt werden sollten, Menschen aber nicht (ich kenne jedenfalls niemand, der das tut).

Studien und Untersuchungen zeigen immer wieder, dass es auch für Hunde am gesündesten ist, sie mit Mischkost zu versorgen. Bekommt ein Hund in jungen Jahren viele verschiedene Komponenten und auch Futterarten (ja, ruhig auch mal Trockenfutter), wird er sich später leichter an verschiedene Fütterungsformen anpassen und sein Immunsystem wird gut trainiert, so dass es seltener zu Erkrankungen wie z.B. Allergien kommt.


Gemeinsam auf Wandergassi
Foto: Anke Jobi

Und zieht man auch mal in Betracht, dass der Hund ursprünglich ein Resteverwerter war und dass sich aus diesem Resteverwerter über mehr als 15.000 Jahre der treueste Begleiter des Menschen entwickelt hat, kommt man sogar auf den Gedanken, dass eine solche Resteverwertung gar nicht mal so schlecht gewesen sein kann.

Und zieht man einen Vergleich zwischen der Ernährung von Menschen und der von Hunden (welche beide zu den Säugetieren zählen), kommt man gar auf den Gedanken, dass dem Hund eine Vielfalt an Nahrungsmitteln genau so gut tun könnte, wie dem Menschen. Natürlich hat ein Hund teilweise andere Bedürfnisse und man kann das nicht völlig gleichsetzen. Was der Mensch an Fleisch weniger essen sollte, könnte mancher Hund, der mit billigem Fertigfutter ernährt wird, natürlich mehr gebrauchen. Man könnte aber auch zum Ursprung zurückkehren. Dann würde man ein Nutztier aufteilen in das was der Mensch bekommt und das was der Hund bekommt. Es gibt mittlerweile viele Menschen die umdenken und die das so handhaben. So wie früher, als ein Rind geschlachtet wurde und aufgeteilt wurde. Und dann musste das soundso lange reichen.


Die ökologische Sichtweise


Ich bin der Meinung, es gibt eine ganze Reihe von Aspekten, die man sowohl bei der Ernährung von Hunden, als auch bei der von Menschen betrachten sollte. Es gilt nicht einfach nur den Teller, bzw. den Napf zu füllen, sondern wir müssen nicht zuletzt auch unsere Welt „am Laufen halten“. Und dazu zählt dann auch, die Ernährung unter ökologischen Aspekten zu gestalten. Was ist z.B. umweltfreundlich (Massentierhaltung definitiv nicht!), was schont unsere Böden, wie bringen wir die besten Nährstoffe in unsere Nahrungsmittel und wie werden ALLE satt, nicht nur ein privilegierter Teil der Bevölkerung. Auch einen Hund kann man eigentlich nicht an diesen Faktoren „vorbei füttern“ und da ist dann auch egal, welches Konzept man gerne „bedienen“ möchte.


Vielen Dank für diesen tollen Beitrag Anke! Und ich kann dem als Nicht-Ernährungs-Profi nur zustimmen. Denn wenn ihr eure Hunde mal beim Futtern genau beobachtet, werdet ihr auch da Unterschiede feststellen - und Abwechslung ist ein wichtiges Gewürz des Lebens!

Das hast du aber sehr poetisch gesagt... *frechschauwedel*

Sei froh, dass ich nicht gedichtet habe, Kleiner. :-) Aber war ja klar...du hast wieder das letzte Wort... *seufz* :-)

Abwechslung beim Gassi, Spiel, Schnüffeln und Futter ist wuffastisch gesund!
Foto: Ira Prettycloud

Du kennst doch das Bloggesetz: Mein Blog, mein letztes Wort...und nun gib mir mal was zum Knabbern...aber 'ne Abwechslung! *schwanzwedelfreu*


Interessante Links zum Thema:


1 Kommentar:

  1. Ein sehr vernünftiger Beitrag.Ich ernähre meinen Hund mit einem hochwertigen Fertigfutter,Gemüse und Fleisch,auch mal ein Joghurt oder etwas Käse usw.

    AntwortenLöschen