Da war er heran und grinste meinen Ollen an. Nicht unsympathisch, aber irgendwie auch lauernd. „Na, erkennst du mich nicht mehr?“ Doch das tat mein Oller, dennoch hielt er seinen unauffälligen Körpermodus noch aufrecht. „Also erinnerst dich auch noch an den Spitznamnen, den ich dir gab“, sagte er lachend und wollte meinem Ollen freundschaftlich auf die Schulter hauen. Doch der drehte eine Vierteldrehung um die eigene Längsachse und der Schlag ging ins Leere. „Und offenbar sind deine Reflexe immernoch so gut wie wie früher“, scherzte er. „Bei Weitem nicht mehr“, entgegnete mein Cerebral-Interface mit Augenzwinkern. Seltsame Begrüßung. *schnauf* Die beiden unterhielten sich, sie kannten sich aus früheren Zeiten, lange bevor ich auf meinen Menschenpartner traf. Der ein oder andere unter euch weiß ja, dass der Olle in jungen Jahren nachts in einer Disco gejobbt hat. Damals lernte er viele Leute kennen, darunter auch den ein oder anderen zwar sympathischen, aber auch „schrägen“ Vogel (und damals gaben ihm wohl einige Leute Spitznamne wie eben Brainy, aber auch Langhaariger-Bombenleger, Space-Mafioso und ähnliche gehörten dazu). Nun, der in die Jahre gekommene Türsteher-Typ schien darunter zu Fallen. UND: Er kannte unseren Blog!
Dafür, dass sie sich offenbar schon seit Jahrzehnten nicht gesehen hatten, wusste er recht viel über meinen 2-Beiner: Wie er in jungen Jahren (kurz nach seinem Disco-Job) bei einem Wirtschaftsmagazin angefangen hatte, noch ein paar andere Stationen wie beispielsweise das Handelsblatt, oder wie er dann nach Frankfurt ging zur Financial Times Deutschland, Capital und Börse Online. „So ganz aus den Augen hab ich dich nie verloren“, sagte er mit einem seltsam lauernden Grinsen und einem dennoch sympathischen Augenzwinker. Und er fand es gut, was wir mit unserem Blog auf die Beine gestellt haben und wie sehr wir uns für Hunde einsetzen. „Daher will ich dir jemanden vorstellen. Aber, du musst ebenso verschwiegen sein wie damals.“
Sie verabredeten sich und wenige Tage später trafen wir einen Typen, der war noch seltsamer als der davor. Und noch „kantiger“ . Auch Marke Kühlschrank, aber einen von diesen hohen. Er kam direkt auf uns zu, blieb aber dann wenige Meter von uns stehen. Dort begrüßte er dann zunächst den Kumpel von Maximilian, dann sagte er während er auf mich zeigte: „Ist es okay, wenn ich näher komme?“ Mein Oller nickte und sagte: „Klar, aber lass ihn erst in Ruhe schnüffeln bevor du ihn streichelst. Und bitte nicht von oben streicheln.“ Da kam der Kerl, nennen wir ihn mal Bernd (ich muss die Namen ändern, meint mein Oller), näher, gab erst meinem Menschenpartner die Hand und ließ mich dann ausgiebig an sich schnüffeln, langsam ging er in die Hocke und streichelte mich von der Seite. Als das Eis gebrochen war, spielte er auch ein wenig mit mir. Gerochen hat er übrigens nach vielen Hunden. Und wir sollten auch gleich auf recht schockierende Weise erfahren warum...
🐶 Warum tun uns einige Menschen sowas Schlimmes an...? *traurigschau* |
Denn Bernd ist ein Tierschützer. Aber nicht irgendeiner, sondern einer von der radikalen Sorte, die auch mal Gesetze brechen. Solche Leute brechen auch mal illegal irgendwo ein und befreien Tiere aus ihrer Qual. Das gibt er uns gegenüber auch ganz offen zu. Er zeigt uns Fotos von Hunden, die er und seine Freunde befreit haben. Alle machten einen erbärmlichen Eindruck: Im harmlosesten Fall waren sie verwahrlost und verdreckt, doch viele waren ganz offensichtlich krank oder gar misshandelt worden. *grrrrrr*
Zwischen meinem 2-Beiner und Bernd entbrennt eine Diskussion, ob das der richtige Weg ist: Gesetze zu brechen um Tieren zu helfen. Ob das nicht eine herangezogene Legitimation ist, um Gesetze zu brechen? Oder sich einen „Kick“ zu holen? Sich als "Held" zu profilieren... Versteht meinen Ollen jetzt nicht falsch, dass ist nicht etwa seine persönliche Meinung, eher entsprangen diese Fragen seiner journalistischen Neugier. Bernd sollte sein Handeln uns gegenüber erklären (nicht rechtfertigen!), damit wir ihn besser verstehen.
Und schließlich wissen wir ja, dass ein Rudel ohne Regeln nicht funktioniert. Bei euch felllosen Primaten heißt das Großrudel halt Gesellschaft und die Regeln nennt ihr Gesetze. „Klar, das leuchtete mir auch mittlerweile ein und ich habe meine wilde Jugendzeit auch hinter mir. Du hattest in jungen Jahren ja wohl auch die ein oder andere Flause im Kopf, wie mir unser gemeinsamer Freund Thomas (auch diesen Namen mussten wir ändern) erzählt hat. Aber das ist bei mir eine Ausnahme, ich kann diese leidenden Tiere einfach nicht im Stich lassen. Und wenn sie mich erwischen sollten, dann stehe ich dafür auch gerade.“ Dann stand er auf und sagte nur: „Komm mit, ich zeig dir mal was.“
Wir gingen ein paar Schritte zum Parkplatz, wo sein Auto stand. Er öffnete die Ladeluke... Und mein Oller bekam eine Gänsehaut, die eher an Elefantenpicken erinnerte. Auch ich erschrack im ersten Moment, dass ich eingeschüchtert zurücksprang. Im Laderaum waren diverse Boxen und darin Hunde in einem erbärmlichen Zustand: verwahrlost, verdreckt, verletzt. *brummm* In einer fiepten völlig unterernährte Welpen; in einer an wimmerte ein an der Pfote verletzter Hund, dessen Fell am Hals vom Kettentragen schon ausgefallen war; da war ein alter, blinder, zitternder Hund, ebenso wie eine Hündin mit sehr großen Zitzen – wir vermuteten sofort, dass sie schon einige Welpen geworfen hatte. „Ja, stimmt, dabei ist sie gerade mal 3 Jahre alt.“
Durch unsere semi-telepathische Verbindung spürte ich sogleich was mein Oller dachte, denn selten waren seine Gedanken so laut - wohl vor Wut und Trauer: Ja verdammt, es ist gegen das Gesetz! Und ja, eine Gesellschaft braucht Gesetze wie ein Rudel Regeln braucht. Ohne funktioniert beides nicht. Aber ich kann diesen Mann beim besten Willen nicht verurteilen (und mein Menschenpartner Maximilian auch nicht). Nicht beim Anblick dieser hilfsbedürftigen Wesen.
🐶 Schaut uns Hunden in die Augen und seht: auch wir haben Gefühle! |
Mein 2-Beiner und Bernd unterhielten sich noch eine Weile und wir versprachen ihm, seinen Namen nicht zu nennen (mein Oller hat ja als Journalist Zeugnisverweigerungsrecht). Dann verabschiedeten wir uns und gingen. Auf dem heimweg merkte ich, wie die Gedanken im Kopf meines menschlichen Cerebral-Interface wirbelten. Noch nie hatte ich ihn nach einem Termin so durcheinander, so erschüttert erlebt. *schüttel* Das verwirrte mich natürlich und ich schaltete sogleich auf Wachmodus. Das bemerkte mein Oller und fuhr dann mit mir woanders hin, wo wir alleine sein konnten. Dort gingen wir dann wesentlich entspannter Gassi, auch wenn Maximilian noch lange seinen Gedanken nachhing. Aber so kam er runter und ich damit auch.
So ganz abschließend kann der Olle immer noch kein Urteil fällen. Einerseits brauchen diese Tiere eindeutig Hilfe, andererseits kann er es nicht gut heißen, dass dafür Gesetze gebrochen werden. Wie ist denn so eure Meinung dazu? Würd mich mega-pansig interessieren. Schreibt sie uns!
PS: Die Namen haben wir geändert und Fotos durften wir nicht schießen. Auch mussten wir mehrere Monate warten, bevor wir diesen Beitrag bringen durften. Das war die Bedingung unserer Gesprächspartner.
Gesetze hin oder her....leider halten sich diese "Menschen" nicht an Gesetze. Das "Nichts" passiert, wenn jemand wegen Tierquälerei vor Gericht kommt, zeigen einige aktuelle Urteile, wie z.B.der Herr, der seinen Hund am Auto zu Tode geschleift hat oder die Frau, die ihren älteren kleinen Hund von ihrem neuen großen Hund im Garten über Tage Tod beißen lies ohne einzugreifen. Niemanden dieser schuldig gesprochenen hat im übrigen das Recht auf Tierhaltung verloren; es wurde ihnen nur für einige wenige Jahre untersagt. Der Staat ist also wohl die falsche Adresse wenn es um aktiven und konkreten Schutz von Tieren geht, besonders wenn schnelles Handeln erforderlich ist. Es wäre schön wenn es anders wäre, ist es aber nicht. Deswegen meine voll Unterstützung auch für radikalen Tierschutz im "Grauzonenbereich"!
AntwortenLöschenIch finde es auch eine schwierige Entscheidung... Andererseits... Manche Dinge ändern sich auch nur, weil Menschen sich dagegen auflehnen. Solange niemand dabei verletzt wird, finde ich es, glaube ich, okay
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