Dienstag, 4. August 2015

Taschenmesser - der ständige Begleiter, ob Stadt oder Strand, ob Wald oder Wiesen

Wohl jeder kleine Junge hörte von seinem Vater oder Großvater: "Ein gescheiter Bub trägt immer ein Taschenmesser mit sich." Nun, bei mir war es die Großmutter väterlicherseits...von ihr erhielt ich auch mein erstes Taschenmesser. Auf dem Friedhof. Sie benutzte es immer um die Blumen zurecht zu schneiden. Es hatte Perlmut im Griff eingearbeitet, an einer Stelle war er teilweise herausgebrochen. Ich habe es immer noch...



Nun ist so ein Taschenmesser sehr praktisch (kommt bei einer Reise als Anhalter durch die Galaxis quasi direkt nach dem Handtuch), schon im normalen Alltag und bei Outdoor-Einsätzen erst recht. Das ist schon hinlänglich bekannt und an vielen Stellen erklärt. Doch speziell für Hundehalter ist es ein nahezu alltägliches Werkzeug! Sei es um Leckerlis in kleine Bröckchen zu zerkleinern, um Frischfleisch zu schneiden, um unterwegs mal nen Apfel zu teilen, um Etiketten an neuen Hundespielzeug und ähnlichem abzutrennen oder um Queräste von einem Stock zu entfernen (wobei: schmeißt ihn bitte nicht! Schon viele Hunde haben sich eines der Enden in den Rachen gerammt!). Und erst Recht in Notfällen, beispielsweise wenn die verhedderte Leine schnell durchtrennt werden muss (was mit Flexi-Leinen bei Hundebegegnungen recht schnell passieren kann), oder um ein T-Shirt zu zerscheiden (sei es weil es nass dem Hund angezogen werden soll um ihn abzukühlen oder um daraus Bandagen bei einer Wunde zu schneiden) und und und....

Nun werde ich oft gefragt, welches Taschenmesser ich empfehle. Nun, dazu muss ich erst einmal sagen, dass ich meiner Meinung nach 1) kein Experte bin und 2) man das nicht pauschal sagen kann (schon weil jede Hand ja anders geformt ist). Aber ich verrat euch gerne meine Hauptauswahl von Taschenmessern - für verschiedene Situationen.

Schweizer Offiziersmesser
Da wäre zunächst der Klassiker: Das schweizer Offiziersmesser. Meines ist vom Typ "Explorer", wenngleich wohl ein älteres Model. Woher ich das weiß? Ganz einfach, da war mal die Feder der Schere kaputt...nach zig Jahren... Ich ging also in einen Victorinox Laden, die haben mir das dann erzählt und die schickten es in die Schweiz zur Reperatur. Kostenlos. Denn auf die schweizer Taschenmesser gibt es eine lebenslange Garantie!

Allerdings ist das schweizer Taschenmesser mir für den Alltag zu klobig. Außerdem ist es für mich eher ein Multifunktions-Tool, wo das Messer noch am wenigsten zum Einstaz kommt. Die Gründe könnt ihr euch sicher denken: zu unsicher weil keine feststehende oder einrastende Klinge, die Klinge ist zudem nicht mittig vom Griff um nur ein paar zu nennen.

Nahezu immer dabei ist dagegen mein "Kleines" von Inox. Ich hab es schon ewig. Es ist handlich, flach und die Klinge rastet durch einen Back-Lock ein. Jedoch ist es eher für feinere Arbeiten geeignet, da die Drop-Point-Klinge doch recht klein ist. Man bezeichnet solche kleinen Taschenmesser auch gerne als Gentleman-Knife.

Nicht nur für Gentlemen gut ;-)

Oben: Herbertz mit Back-Lock; unten: Haller mit Line-Lock
Meine beiden "Daily Rocker" sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich. Doch sie sind völlig anders - in nahezu jedem Punkt. Da ist zunächst die Klinge: Das der Marke Herbertz hat nicht direkt eine Clip-Point-Klinge, obwohl sie entfernt einem Bowie-Messer ähnelt. Was das für einen Unterschied macht? Nun, durch die Biegung ist die Schneide einer Clip-Point-Klinge meist etwas länger, was eben besonders beim Schneiden von Vorteil ist; allerdings muss man das beim Stechen (beispielsweise beim Durchtrennen einer großen Plane oder zum Zerteilen von Pansen) ebenfalls berücksichtigen - und ein bisschen von unten nach oben drücken (wodurch aber ein geringer Kraftverlust einhergeht). Da finde ich das Haller-Taschenmesser mit der Tantoklinge vielseitiger, denn die Schneide ist nur unwesentlich kürzer (am Rande: trotz des Namens hat die westliche Tantoklinge meist nicht viel gemeinsam mit der traditionellen japanischen Klingenform namens Tantō).

Herbertz mit Bowie-Messer ähnlicher Klinge

Haller mit Tantoklinge

Oben: Line-Lock; unten: Back-Lock
Auch die Arretierung der Klinge ist eine völlig andere. Das Herbertz hat eine Back-Lock Verriegelung, das von Haller eine Line-Lock. Beides hat Vor- und Nachteile. Im allgemeinen finde ich die Back-Lock Variante sicherer; außerdem ist ein solches Taschenmesser mit wenigen Bauteilen besonders stabil, aber daher auch oft relativ schwer. Hinzu kommt, dass man es bei einem Einsatz mit beiden Händen zuklappen muss, was je nach Situation unpraktisch ist (beispielsweise beim Klettern oder weil man eine Hand wegen der Hundeleine nicht frei hat). Das Zuklappen ist da mit einem Line-Lock schon einfacher mit einer Hand (das Öffnen hängt davon nicht ab, sondern ob es sich um ein Einhandmesser handelt). Dieser Vorteil kann aber auch ein Nachteil sein: Denn ein Line-Lock kann etwas unsicherer sein, wenn ihr das Messer verwendet und versehentlich beim Gebrauch die Arretierung verschiebt. Auch ist das Haller etwas leichter und liegt mir daher besser in der Hand (weswegen ich es ein wenig bevorzuge) - aber das ist ein rein subjektives empfinden und ich rate euch dazu eure eigenen Erfahrungen zu machen und das Messer auch zu "fühlen". 

Das ist auch der Hauptgrund, warum ihr hier überwiegend Taschenmesser mit Holzgriff seht. Ich komme damit super klar und es fühlt sich für mich subjektiv besser an. Ansonsten kann ich euch noch Griffe aus Micarta empfehlen, da es gute robuste Eigenschaften aufweist und recht rutschsicher ist.

Beretta schmiedet nicht nur Schusswaffen, sondern auch Messer
Apropos "fühlen": Das bringt mich zu einem anderen Messer - einem ganz besonderem für mich. Das Taschenmesser Xplor von Beretta. Jawohl, ihr habt richtig gehört, die italienische Firma stellen nicht nur Schusswaffen her :-) Ich nenne es den "Italiener" - nicht nur wegen der Herkunft, auch wegen des klasse Designs. Ich mag dieses Taschenmesser ganz besonders, denn es liegt optimal in der Hand, ist leicht zu öffnen (mit Links und Rechts), und es hat noch eine zusätzliche Arretierung als Sicherheit. Auch das Holster ist sehr gut durchdacht. Die Größe macht es zu einem guten Zwitter sowohl für den Alltag, als auch im Outdoor-Einsatz.

Größe und Klingenform machen es besonders vielseitig

Nicht nur das Messer hat ein tolles Design, auch das Holster ist gut durchdacht
 
Der Klassiker von Buck Knives
Doch für richtiges Outdoor braucht man meist ein etwas größeres, schon weil in der Natur manchmal dickere Äste durchtrennt werden müssen - metaphorisch gesprochen ;-) Nun, da wäre zunächst der Klassiker: Das Taschenmesser "Folding Hunter" von Buck Knives (ich hab das ohne die Fingerriffelung, da man ja ein Messer auch mal anders halten muss finde ich das so praktischer). Es kam schon im Film Easy Rider vor. Die Form der Klinge entspricht dem eines Bowie-Messers. Es ist schlicht, hat eine sehr gute Verarbeitung - vom Preis/Leistungsverhältnis nahezu unschlagbar. (Übrigens: die kleine Variante heißt "Ranger".)

Buck ist mittlerweile schon Kult!

Outdoor-Taschenmesser von C.D.S.
Für größere oder längere Touren oder je nach "Wildnisgrad" bevorzuge ich aber meinen "Spanier". Das Taschenmesser SV-2 der spanischen Marke Cuchillos De Supervivencia (C.D.S.) ist etwas größer als das Buck-Knife und die Klinge hat eine andere Form, als Arretierung dient ein Line-Lock. Insbesondere für längere Trips oder für Survival-Weekends ist es die bessere Wahl, nicht zuletzt auch wegen des Feuersteins. Die Ösen am Messer lassen es schnell zu einem vielseitig einsetzbaren Werkzeug werden (beispielsweise zum Befestigen für eine Speerspitze etc.). Ein Detail, was für Offroad-Fahrer wichtig sein dürfte: Das Messer hat im Griff einen Glasbrecher. Das Holster ist ähnlich gut durchdacht, wie das von Beretta; es kann sowohl hochkant als auch quer am Gürtel befestigt werden (und hat dazu noch einen Sicherheitriemen um das Messer zu sichern).



So das war mal die "Hauptauswahl" meiner Taschenmesser. Die Unterschied zwischen dem Klingenstahl erspar ich euch, zumal alle verwendeten Stahlsorten bei den Taschenmesser-Klingen meiner Meinung nach sehr gut sind (die Mehrheit verwendet eh den AISI 420er Stahl, das spanische C.D.S. ist aus einer Molybdän-Stahllegierung). Ich kann nur nochmal meinen Rat wiederholen: Zieht jetzt nicht los oder bestellt blind - geht in einen Laden und nehmt es in die Hand! Außerdem empfehle ich immer, nicht allzu teure Messer zu nehmen, da sie ja für den Einsatz sind. Zu billig sollten sie aber auch nicht sein, weil Qualität schon etwas kostet. Die hier vorgestellten Messer bekommt ihr schon zwischen 15 und 100 Euro. So und nun wünsch ich euch viel Spaß bei euren Outdoor-Abenteuern mit euren Hunden!



6 Kommentare:

  1. Hmmm... ich habe zwar einen Leatherman aber den habe ich so gut wie nie dabei, wenn wir mit dem Hund unterwegs sind. Und eigentlich habe ich da auch noch nie ein Taschenmesser vermisst. Mein Leatherman ist praktisch ständig in den Fahrrad Packtaschen und schlummert da

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    1. Ja, Leatherman ist auch klasse, allerdings sieht es mein 2-Beiner eher als Multifuktionstool...naja, immer braucht man ja auch kein Messer, aber mein Cerebral-Interface würde es schon vermissen...und ehrlich gesagt: ich auch...denn damit zerschneidet er oft mein Fleischfutter wenn wir unterwegs sind :-)

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  2. Ich finde es ja hochinteressant, wofür ihr Jungs so alles ein Taschenmesser gebrauchen könnt.
    Auch wußte ich noch nicht, daß es so viele verschiedeneTaschenmesser gibt, die so viele unterschiedliche Eigenschaften haben. Aber das liegt wahrscheinlich daran, daß ich eine Frau bin und mir reichen schon meine Küchenmesser ;-)

    LG Sabine

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    1. Och, dabei sind das doch bei weitem noch nicht alle Gebrauchsmöglichkeiten ;-) Kommt ja auch immer darauf an, wo Hund und Mensch gerade unterwegs sind...aber am häufigsten kommt es beim Zerschneiden meines Fleischfutters zum Einsatz *schleck*

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  3. Ich habe auch immer ein Taschenmesser in der Tasche, man weiß nie, für was man es mal gebrauchen kann ;) So sind wir Männer :)

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    1. Yo, und da es ja so schön vielseitig ist, ist es auch oft im Einsatz :-)

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